Die restaurierte Privatkapelle von Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg kann seit 20. Februar 2021 im Rahmen des DomQuartier-Rundgangs besichtigt werden.
Die Schwarzenbergkapelle ist ein Gesamtkunstwerk – um 1844 entstanden und heute nur selten in dieser Vollständigkeit zu finden.
Nach dem Weggang von Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg (1809-1885, von 1835-1850 Erzbischof) Richtung Prag geriet dieses frühe Beispiel neugotischer Kunst allerdings in Vergessenheit. Von da an führte die Kapelle ein Schattendasein, nun wurde sie behutsam restauriert.
Eines der frühesten Beispiele des Historismus in Österreich
Diözesankonservator Roland Kerschbaum über die kunstgeschichtliche Bedeutung der Kapelle: „Die private Andachtskapelle von Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg stellt eines der frühesten Denkmale aus dem 19. Jahrhundert in Salzburg und in ganz Österreich dar. Bisher wurde die Kunst dieses Jahrhunderts von Denkmalpflege und Wissenschaft eher stiefmütterlich behandelt. In den letzten Jahrzehnten erfolgte jedoch ein Umdenken.“
Die Restaurierung
Unter einigen monochromen, jüngeren Überfassungen konnte eine weitgehend intakte Raumgestaltung der historistischen Gestaltung dokumentiert werden.
„Diese wurde in mehreren Arbeitsschritten freigelegt und der erhaltene Bestand im nächsten Schritt konserviert. Die Raumschale wurde daraufhin im Hinblick auf ihren Alterswert und ihren gewachsenen Zustand restauriert und bewusst mit ihren Verlusten und Beschädigungen präsentiert“, so Eva Hody vom Bundesdenkmalamt (BDA) Salzburg.
Die erhalten gebliebene Ausstattung wie Altar, Kerzenständer, Betschemel, Beichtstuhl, etc., die in verschiedenen Institutionen zwischengelagert war, wurde wieder an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort zusammengeführt.
Das nur noch als Fragment erhaltene Fenster ist kunstgeschichtlich besonders bedeutsam, da es eines der ersten Beispiele der später im 19. Jahrhundert blühenden Glaskunst der Neugotik darstellt. Die Fehlstellen wurden in einer bewusst vereinfachten Form rekonstruiert.
Lage und Gestaltung der Hauskapelle
Der Gebäudeteil, in dem sich die Schwarzenbergkapelle befindet, stammt ursprünglich aus der Zeit Wolf Dietrichs und war als offener Loggiagang zur Dietrichsruh hin konzipiert. Bereits nach kurzer Zeit wurde der Gang jedoch durch Fenster geschlossen und später sogar zugemauert.
Die Kapelle wurde nach einem Entwurf des Salzburger Künstlers und ersten Salzburger Konservators der „K.k. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ Georg Pezold ausgestattet.
Über dem historistischen, bemalten Deckensegel befinden sich noch Teile der ursprünglichen Ausstattung von Wolf Dietrich, die stuckierte Kassetten mit einer im Oval gefassten und einer quadratischen Illusionsmalerei aufweist. In der Mitte befindet sich ein vergoldetes Medaillon mit einer Amor-Darstellung, die durch die Stuckrahmung hervorgehoben wird.
Das Deckensegel besteht aus vier Teilen, in der Mitte befindet sich ein blaues Feld in einer gotischen Mehrpassform, das von roten Feldern mit überkreuzten Ranken in Grisaillemalerei, die an gotische Steinmetzarbeiten erinnern, gerahmt wird.
Der Altar, die Altarmensa, die Kniebank, die Türen sowie die Polsterung sind mit Formen, welche dem Cosmatenstil nachempfunden sind, verziert.
Die Supraporten zeigen die Auferstehung Christi sowie eine Pietà in Grisaillemalerei auf Goldgrund.
Das Mittelfeld des Altars zeigt eine Darstellung der thronenden Muttergottes mit dem segnenden Jesuskind am Schoß vor Goldgrund. Flankiert wird das Mittelbild von Petrus und Paulus, die auf die Stärke und die Liebe des Glaubens verweisen.
Die Wände sind mit geometrischen Mustern überzogen, die mit Hilfe von Schablonen ausgeführt wurden; einzig der Bereich über dem Altar wurde aufwendiger als Grisaillemalerei in Öl gestaltet und zeigt Gottvater, begleitet von zwei Engeln.
Ausführen ließ Erzbischof Schwarzenberg den Entwurf
Georg Pezolt, von dem der Entwurf stammt, führte selbst lediglich das Triptychon aus. Die Pölster wurden unter den Stickerinnen, Frauen und Mädchen aus den ersten Häusern Salzburgs vergeben.
Erzbischof Schwarzenberg – eine bedeutende Kirchenpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts
Erzbischof Schwarzenberg ist unter den Salzburgern weniger bekannt als seine berühmten Vorgänger und doch spielte er eine wichtige Rolle für die Geschichte des Landes. Schließlich war es auch seinem Wirken zu verdanken, dass Salzburg nach den Wirren der Napoleonischen Kriege als Provinzstadt des Habsburger-Reiches nicht in der Bedeutungslosigkeit versank.
Friedrich Fürst zu Schwarzenberg wurde 1835, mit nur 26 Jahren, zum Erzbischof von Salzburg gewählt und entwickelte sich durch sein soziales Engagement, als Kunstmäzen und Diplomat zu einer der bedeutendsten Salzburger Persönlichkeiten im 19. Jahrhundert. Er war nach der Säkularisation der einzige und letzte Erzbischof, der die Residenz als Wohn- und Repräsentationsort nutzen durfte.
1842 reiste er anlässlich seiner Ernennung zum Kardinal nach Rom und anschließend weiter nach Süditalien und Sizilien. Gemeinsam mit dem Salzburger Maler Georg Pezolt entdeckte Schwarzenberg dort seine Leidenschaft für die italienische Kunst des Mittelalters. Durch seine familiäre Herkunft standen ihm die finanziellen Mittel zur Verfügung, um sich als Kunstmäzen und Förderer zu etablieren. Beispielsweise unterstützte er die Gründung von Vereinen und soziale Initiativen wie die Kinderverwahranstalt (1844), das Mozarteum (1844) oder den Kunstverein (1844).