Ausstellung über den letzten geistlichen Landesfürsten von Salzburg
Vor gut 250 Jahren (am 14. März 1772) wurde Hieronymus Graf Colloredo zum Erzbischof gewählt. Die Ausstellung über den letzten geistlichen Landesfürsten widmet sich zahlreichen Aspekten seiner einunddreißigjährigen Regierungszeit und rückt so manches Klischee zurecht.
Ein Rahmenprogramm mit Führungen, einer Gesprächsreihe, einem Konzert und Stadtspaziergängen runden die Ausstellung ab.
Drei Jahrzehnte blieben noch bis zum Ende des Erzstifts Salzburg, die der reformfreudige Fürst im Geist der Aufklärung geprägt hat. Eine vordringliche Aufgabe war zunächst die Bewältigung der hohen Staatsschulden. Durch Einsparungen, verbesserte Organisation und ein effizienteres, zugleich gerechteres Steuersystem konnten am Ende sogar Überschüsse erzielt werden.
Hervorragende Gelehrte in Colloredos Umgebung kümmerten sich um die Ausarbeitung der Reformen, die in alle Lebensbereiche eingriffen. Bildung wurde großgeschrieben und als Mittel gesehen, die Untertanen zu besseren Staatsbürgern zu erziehen. Die Hofbibliothek erhielt einen Zuwachs an Büchern wie seit hundert Jahren nicht mehr. Das Schulwesen wurde auf neue Beine gestellt und neben der Lehrerausbildung auch die der Priester reformiert. Der Ausbau der Armenfürsorge war Colloredo ebenso ein Anliegen wie eine verbesserte medizinische Versorgung, gegen Ende seiner Regierungszeit auch die Verbreitung der Pockenschutzimpfung.
Nicht allen Neuerungen war Beifall beschieden, heftigsten Widerstand riefen die kirchlichen Reformen vor allem bei der Landbevölkerung hervor. Colloredos Vorgänger Schrattenbach hatte noch Prachtentfaltung in Gottesdiensten und Prozessionen, Marien- und Heiligenverehrung, Wallfahrten und Bruderschaften gefördert oder gewähren lassen. Colloredo hingegen gestattete all das nur mehr in stark eingeschränkter Form, diverses Brauchtum wie geistliche Spiele oder Wetterläuten war vollständig untersagt. An die Stelle eines Überhangs an Äußerlichkeiten sollte im Sinne einer „geläuterten Religion“ die Bibellektüre und der deutsche Kirchengesang treten. Zu den besonders unpopulären Maßnahmen gehörte auch die Verlängerung der Arbeitszeit durch die Reduktion der Feiertage. Zentrales Papier für das Reformprogramm war der Hirtenbrief von 1782, der europaweit von sich reden machte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.
Tempo und Radikalität der von oben verordneten Reformen überforderten vielfach die Untertanen. An Colloredos Hof herrschte indessen ein Klima der Meinungs- und Pressefreiheit, das seinesgleichen im Ausland suchte. So war etwa In Bayern bei Strafe verboten, die in Salzburg gedruckte „Oberdeutsche Zeitung“ zu lesen und zu verbreiten. Ehe der Stern des alten Erzstifts unterging, entwickelte sich Colloredos Salzburg zu einem Zentrum fortschrittlichen Denkens, zu einem Zentrum der Aufklärung in Europa.
Im Jahr 1800 floh Colloredo vor den anrückenden Franzosen nach Wien, musste als weltlicher Machthaber 1803 abdanken, ließ sich aber die Würde des Erzbischofs bis zu seinem Tod 1812 nicht nehmen. Damit sicherte er den Fortbestand des Erzbistums Salzburg.
Ausstellung und Katalog
Das DomQuartier ist zweifellos der ideale Ort für eine Ausstellung über Colloredo, der hier gewirkt und in der Gestaltung der Prunkräume unübersehbare Spuren hinterlassen hat: der Weiße Saal, die stuckierten Wände des Rittersaals, die klassizistischen Öfen und die französische Sitzgarnitur im Audienzsaal. Die Hauptausstellung findet im Nordoratorium statt, kuratiert vom Dommuseum. Die Residenzgalerie zeigt in den Räumen der ehemaligen Colloredo-Gemäldegalerie Bilder aus eigenen Beständen.
Weil die Ausstellung einzelne Themen nur anschneiden kann, bietet der Katalog ergänzende und vertiefende Informationen. Er ist in Kooperation mit dem Archiv der Erzdiözese Salzburg erschienen und enthält neben Objektbeschreibungen 38 kurze Aufsätze zu den Themenkomplexen Mensch und Familie, Staat und Verwaltung, Wissenschaft und Kunst, Glaube und Kirche, sowie Alltag und Lebensbedingungen.
Den Katalog zur Ausstellung erhalten Sie im Museumsshop oder im Onlineshop.
Virtuelle Tour durch die Ausstellung – Nordoratorium
Virtuelle Tour durch die Ausstellung – Residenzgalerie
Rahmenprogramm zur Ausstellung
Führungen
Samstag · 11 Uhr
28. Jänner, 4. Februar, 25. Februar, 4. März, 25. März, 1. April, 22. April, 6. Mai, 20. Mai, 27. Mai 2023
Mittwoch · 15 Uhr
1. Februar, 15. März, 5. April, 17. Mai 2023
Treffpunkt: Innenhof der Residenz, Herkulesbrunnen
Ermäßigter Eintritt + € 4,- Führungsgebühr
Gesprächsreihe mit Führung und Umtrunk
Mittwoch 1. März 2023
Colloredos Reformpolitik: Ideal und Wirklichkeit
Mit Dr. Elisabeth Lobenwein, Universität Klagenfurt und Dr. Roland Kerschbaum, Diözesankonservator Erzdiözese Salzburg
Mittwoch 19. April 2023
Alltag unter Colloredos Krummstab
Mit Mag. Jutta Baumgartner, Archiv der Erzdiözese Salzburg und Dr. Sabine Veits-Falk, Stadtarchiv Salzburg
Mittwoch 3. Mai 2023
„Weder Gloria noch Credo“? Colloredo im Urteil der Nachwelt
Mit Prof. Dr. Reinhard R. Heinisch und PD Dr. Alfred Stefan Weiß, Universität Salzburg
17 Uhr: Führung durch die Ausstellung
18 Uhr: Gespräch im Weißen Saal der Residenz
Treffpunkt: Prunkräume, Kassa (2. OG)
€ 10,– inkl. Getränk
Konzert
Mittwoch 8. März 2023 · 19 Uhr
Musik für Colloredo in den Prunkräumen der Residenz
Ein Gesprächs-Konzert mit Hedwig Kainberger (Ressortleiterin Kultur Salzburger Nachrichten), Reinhard Gratz (Direktor Dommuseum) und Peter Peinstingl (Stiftskapellmeister der Erzabtei St. Peter) im Rahmen der Sonderausstellung „Colloredo. Reformer in neuem Licht“
Werke von Luigi Gatti , Wolfgang Amadé Mozart und Michael Haydn
Tickets im DomQuartier erhältlich: € 15,- | Senioren € 12,- | DQS-Jahreskarte/U26 € 6,-
Abendkassa ab 18.30 Uhr, Garderobe Prunkräume
Stadtspaziergänge
Freitag 21. April und 5. Mai 2023 · 14 Uhr
Ein spannender Stadtspaziergang durch das Salzburg von Hieronymus Graf Colloredo.
Mit Mag. Barbara Schöler
Treffpunkt: Innenhof der Residenz, Herkulesbrunnen
Kosten: € 14,– (direkt bei der Stadtführerin zu bezahlen)
Weitere Details zu den einzelnen Terminen sind im Veranstaltungskalender veröffentlicht.
Vernissage
Hier geht’s zu den Fotos der Vernissage am 25.1.2023