Das mobile „stille Örtchen“
In den Zeiten des Barocks gab es in der Residenz der Fürsterzbischöfe, wie in den meisten Schlössern, keine Badezimmer oder Toiletten mit fließendem Wasser.
Gewaschen hat man sich früher wenig. Der barocke Mensch benutzte viel lieber Parfum und Puder. Als völlig ausreichend galt, sich von Kopf bis Fuß mit einem Tuch (französisch: „toile“) und Seife abzureiben. Man glaubte, dass Wasser durch die Poren der Haut dringe und so die Krankheiten übertragen wurden, wie die gefürchtete Pest. Dass Flöhe die Pest übertragen, war unbekannt.
Deshalb wusch man sich mit dem kühlen Nass nur Gesicht und Hände in einer Waschschüssel. Im Schlafzimmer der Prunkräume befindet sich eine solche Waschgelegenheit aus Zinn. Die umgekehrte Birnenform oben nimmt das Wasser auf und ein als Fisch modulierter Wasserspeier reguliert den spärlichen Wasserstrom.
Ort des Rückzugs
Als Toilette diente dem Fürsterzbischof und seinen Gästen ein tragbarer Leibstuhl, auch Retirade (französisch: „fluchtartiger Ort des Rückzugs“) genannt. In diesem Stuhl war in die Sitzfläche ein Nachttopf eingearbeitet. Wenn nun ein Gast auf die Toilette musste, brachten die Diener den tragbaren Leibstuhl in den Raum, wo sich der Gast befand, und stellten ihn hinter einem Paravent auf. So konnten die vornehmen Leute dahinter ungesehen ihre Notdurft verrichten. Anschließend wurde der Nachttopf von den Dienern entleert.
Eine solche „Zimmerretirade“ der Salzburger Residenz befindet sich heute im Möbelmuseum in Wien.
In vielen barocken Schlössern befand sich spätestens ab dem 18. Jahrhundert meist auch ein Leibstuhl in einem kleinen Raum neben dem Schlafzimmer des Herrschers.
Auch im DomQuartier gibt es im Schlafzimmer der Prunkräume eine kleine Kammer neben dem Ofen. Die Tür zu dieser Kammer ist heute kaum zu sehen, da sie mit einer Tapete teilweise verdeckt ist. Man weiß nicht genau, wofür sie verwendet wurde. Vielleicht befand sich hier das „geheime Gemach“ des Fürsterzbischofes?