Die Elfenbeintürmchen aus dem Domschatz sind in der Kunst- und Wunderkammer des Dommuseums ausgestellt. Ursprünglich gehörten sie wohl zu den Schätzen der fürsterzbischöflichen Kunstkammer – ebenso wie die im 19. Jahrhundert außer Landes gebrachten virtuosen Elfenbeinschnitzereien des Salzburger Furienmeisters. Jetzt stehen die Türmchen in der Landesausstellung 2016 im Salzburg Museum zusammen mit einem Werk des Furienmeisters in einer Vitrine – eine historische Konstellation!

 

Alles aus Elfenbein gedrechselt, und das vor über 350 Jahren!
Auch heute noch rufen solche Gebilde ungläubiges Staunen hervor.

Aus Elefantenstoßzahn wurden einst höchst komplizierte Kunstobjekte geschaffen.

Eine profilierte Scheibe auf vier Knopffüßen trägt ein schmales, reich gegliedertes Schaftstück, das eine weitere, etwa gleich große Scheibe stützt. Darauf erhebt sich eine luftige Spiralform. Wie ein Wendelgang mit durchbrochener Brüstung umlaufen die Windungen 17 bis 18 mal das ebenfalls durchbrochene, hohle Kernstück. Oben sitzt eine kugelige, eigentlich polyedrische, Form mit runden Öffnungen und einer zweiten Kugel im Inneren, die schließlich noch eine dritte Kugel enthält.

Der ganze Aufbau widerspricht offensichtlich statischen Prinzipien. Auf dem dünnen Schaft des Fußteils balanciert der verhältnismäßig voluminöse konische Teil mit der aufgesetzten Kugel. Seine feingliedrige geometrische Struktur und deren Aufwärtsbewegung scheinen indessen der Schwerkraft entgegenzuwirken. Insgesamt entsteht der Eindruck eines ungemein fragilen Zustands.

Die beiden Türmchen sind typische Kunstkammerobjekte und dienten einzig dem Zweck, Bewunderung hervorzurufen und den Intellekt anzuregen. Menschliche Kunstfertigkeit hat die Natur überwunden und etwas fantastisch Neues geschaffen. Als Schöpfer wird Lorenz Zick (1594–1666) in Nürnberg vermutet. Auch manche Fürsten selbst versuchten sich in der hohen Kunst des Elfenbeindrechselns.

 

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