Wie die Zeit vergeht – oder auch nicht?
In der Kunst- und Wunderkammer, im südlichen Dombogen, die mit ihrer originalen Einrichtung aus den 1660er Jahren fast schon selbst eine kleine Zeitreise ist, lässt sich einiges über historische Zeitmesser erfahren.
Zu den frühesten und wichtigsten Zeitmessern zählen Sonnenuhren.
Unabhängig von Energie oder mechanischen Hilfsmitteln üben sie bei Sonnenschein ihre Funktion aus. Bis in das 19. Jahrhundert – lange noch nach der Konstruktion von mechanischen Uhren ab dem 15. Jahrhundert – waren sie auch wegen ihrer Genauigkeit im Gebrauch. Wer zunächst an Wandsonnenuhren an Hausfassaden oder Kirchtürmen denkt, wird beim Blick in die Vitrinen der Kunst- und Wunderkammer den vielen Formen von Sonnenuhren gewahr. Sie wurden als Ringe, Kugeln oder Würfel in verschiedensten Materialien ausgeführt, konnten geklappt in der Tasche mitgetragen werden oder waren für den Tisch konzipiert.
Seit der Renaissance war die Sonnenuhr auch ein Kunstkammerobjekt, das Kostbarkeit und Präzision vereinte.
Eine Besonderheit ist die Kugelsonnenuhr aus dem 18. Jahrhundert. Auf der erdachsenparallel ausgerichteten Kugel, wohl aus Adneter Marmor, ist am Äquator ein Ziffernblatt angebracht. Jede Stunde wandert der Schatten, den die Kugel wirft, um 15° weiter. Die Kugel wird so lange gedreht, bis die gegenüberliegenden Stundenpunkte VI / 6 die Licht-Schattengrenze bezeichnen. Dann kann die Zeit an den beiden Zeigern des Metallreifens abgelesen werden.
Praktisch für alle Reisenden war die in Deutschland, vermutlich in Nürnberg zwischen 1800 und 1850, gefertigte Klappsonnenuhr. Es handelt sich um eine kostengünstige Ausführung aus Holz statt Elfenbein mit aufgeklebten Kupferstichen. Eine exakte Ausrichtung der Uhr ist durch den integrierten Kompass möglich. Als Schattenwerfer dient ein gespannter Faden, der je nach Breitengrad an der vertikalen Tafel in ein vorgegebenes Loch eingespannt werden muss, um eine Parallele zur Erdachse herzustellen.
Mit einer Reiseuhr von 1688 ist Jeremias Sauter vertreten, der als Hofuhrenmacher unter Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun die Mechanik des Glockenspiels fertigte. Das im Inneren floral verzierte Gehäuse, beherbergt bereits ein Uhrwerk mit einer Unruh, welche den mobilen Einsatz von Uhren ermöglichte.
Obwohl Salzburg nie zu den Zentren der Uhrmacherkunst zählte, sind aus dem 18. Jahrhundert, nicht zuletzt gefördert durch Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian, bedeutende Stücke hervorgegangen. Wie DomQuartier Kenner wissen, sind einige dieser prächtigen Stand-, Nacht- und Kommodenuhren in den Prunkräumen der Residenz zu bestaunen.
Zurück aber in die Kunst- und Wunderkammer. Ein schweifender Blick am Schluss, lässt erkennen, dass das Thema Zeit hier noch in vielen anderen Dimensionen vertreten ist. Memento Mori verweisen auf Lebenszeit und Vergänglichkeit, Gemälde zeigen Jahreszeiten, Muscheln und exotische Tiere erinnern an Reisezeiten und nicht zuletzt erzählen Fernrohre vom Blick in die Unendlichkeit. Viele offene Themen!
Text: Mag. Barbara Depauli (Dommuseum)