Ein Star-Musiker am Salzburger Hof
Salzburg kann auf musikgeschichtlich bedeutsame Jahrhunderte verweisen.
Den Fürsterzbischöfen gelang es immer wieder, Kunst und Kultur an ihrem Hofe auf internationales Niveau zu heben, Salzburg zu einem Musikzentrum von europäischem Rang zu machen.
Einer, der in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts maßgeblich zur musikalischen Blütezeit beitrug, war Georg Muffat (1653-1704). Er zählte zu den bedeutendsten Musikern seiner Zeit und lieferte innovative Werke.
Das Musikgeschehen in Salzburg prägte er 12 Jahre lang. Er schrieb sowohl im weltlichen wie auch im geistliche Bereich auserlesene und Aufsehen erregende Musik.
Begegnung mit dem nuovo genere – bei den Musik-Größen seiner Zeit
Georg Muffat war ein musikalischer Kosmopolit.
Er kannte die europäischen Stile, lebte Jahre in Paris, hatte im exklusiven Kreis um Jean-Baptiste Lully (1632-1687) „die Balletten auff Lullianisch-Frantzösische Arth zu producieren“ gelernt sowie in Rom bei Bernardo Pasquini (1637-1710) und bei Arcangelo Corelli (1653-1713) studiert. Im Hause Corellis präsentierte er vor einem erlauchten Kreis zudem eigene Kompositionen.
Dort traf er auch auf Neuheiten, wie das Concerto grosso mit seinem Klanggruppenwechsel von Soli (Solistengruppe) und Tutti (großes Orchesterensemble) sowie die Kunst der „welschen Manier auff dem Clavier“.
Muffat schrieb die ersten Werke im neuen Concerto grosso-Prinzip diesseits der Alpen, er bezeichnete sich nicht von ungefähr als den „ersten Corellisten“.
Georgio Muffat – Organista & Adjutante di Cammera
Die einzig nachweisbare Oper Muffats – zugleich seine letzte Salzburger Komposition – ist die festliche Serenata La fatali Felicita di Plutone, für die feierliche Palliumsübergabe an seinen neuen Dienstherrn, Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun, am 29. Dezember 1687.
Es zählt zu den schwerwiegenden Verlusten, dass die zu dieser Zeit in Salzburg mit großem Aufwand in Szene gesetzten Opern – wie eben Le Fatali Felicità di Plutone – nur durch ihr Libretto dokumentiert sind, die Musik jedoch verloren gegangen ist.
Muffats Dramma per musica rankt sich um eine Geschichte aus der griechisch-römischen Mythologie, dem Raub der Proserpina durch Pluto.
Dem ersten Akt folgt ein Duett zweier flötenspielender Satyrn, dem zweiten Akt eine Voltigier-Übung – „Weilen er einen im Springen erfahrenen Hirten bey sich hatte, wird er gebetten, selbigen springen zu lassen, welches dann auch erfolgte, in deme selbiger Hirt auff einem Felsen voltigiret“ – und dem dritten Akt ein von vier tanzenden Schatten dargebotenes Ballett.
Des Hasses allzu widriges Ungewitter – zwei Stars sind einer zu viel!
Muffat wurde 1678 von Fürsterzbischof Maximilian Gandolph Graf Kuenburg an den Salzburger Hof engagiert. 1690 verließ er Salzburg.
Dass der Abgang überschattet gewesen sein dürfte, darauf verweisen Aussagen in seinem Florilegium primum. Die sieben Ballettsuiten für fünfstimmiges Streicherensemble sind überwiegend in Salzburg entstanden.
Handschriftlicher Zusatz Muffats, dass er nach Passau gezogen sei, auf einem Exemplar des Erstdrucks seiner Orgel-Toccaten-Sammlung „Apparatus musico-organisticus“.
In seiner Widmungsvorrede spricht Muffat metaphorisch über die für ihn unerquickliche Situation am Salzburger Hof, für die der exzentrische Hofkapellmeister Heinrich Ignaz Franz Biber verantwortlich gewesen sein dürfte.
Biber, ab 1760 in Salzburg, bewirkte gemeinsam mit Muffat eine musikalische Glanzzeit in Salzburg. In beider Werken kulminierte die barocke Musikkultur. Auf persönlicher Ebene dürfte Sand im Getriebe des Star-Ensembles gewesen sein.
Ob die angedeuteten Streitigkeiten auch Schuld daran waren, dass Muffat nicht befördert wurde? Selbst als Biber 1684 zum Hofkapellmeister aufrückte, blieb ihm das vakant gewordene Amt des Vizekapellmeisters verwehrt.