Erzbischof Arn, Anfang 17. Jahrhundert

Am 24. Jänner 821 starb hochbetagt der erste Erzbischof von Salzburg – eine der prägendsten Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte. Neben Rupert und Virgil gehört Arn zum „großen Dreigestirn der Salzburger Frühzeit“ (H. Dopsch).

798 wurde Salzburg zum Erzbistum erhoben und damit seine Stellung als geistliches Zentrum Mitteleuropas festgeschrieben. Bis heute scheint das Stadtbild mit seiner vorherrschend kirchlichen Architektur diese Erhebung zum Metropolitansitz zu reflektieren. Italienische Salzburg-Kenner der Barockzeit haben die Stadt bekanntlich mit Rom verglichen – 1670 der Schriftsteller Domenico Gisberti, 1699 der Architekt Gaspare Zuccalli. Abgesehen von der Dichte an Kirchengebäuden war Salzburg immerhin bis 1803 nach Rom der zweitgrößte Kirchenstaat weltweit. Die wirklich große Zeit Salzburgs, als seine Bischöfe in Europa politisches Gewicht hatten, war das Mittelalter und begann mit Arn.

Kirchenmann und Königsbote

Arn wird um 740/741 vermutlich in Bittlbach bei Isen, 27 km südöstlich von Freising, als Sohn der wohlhabenden Adelsfamilie Preysing geboren. Nach Jahren der Erziehung im Kloster Isen bringt ihn dort sein Vater Haholt gemäß einem Gelübde mitsamt dem Erbbesitz von Bittlbach als puer oblatus der Freisinger Kirche dar. Arn besucht die Domschule in Freising und wird zum Diakon und Priester geweiht. Bei der Gründung von Stift Kremsmünster 777 ist er behilflich und spätestens seit damals mit Herzog Tassilo III. bekannt. 778 wechselt Arn ins fränkische Kloster St. Amand in Elnon (Grenze zu Belgien), zu dessen Abt er 782 geweiht wird – wohl nicht ohne Billigung Karls des Großen. Auf dessen Wunsch folgt er Virgil als Bischof von Salzburg und Abt von St. Peter im Jahr 785 nach, bleibt aber weiterhin Abt von St. Amand (bis 808). Zwei Jahre später schickt Tassilo III. Arn und Abt Hunrich von Mondsee nach Rom. Im Konflikt mit Karl dem Großen sollen sie vor Papst Hadrian I. und dem Frankenkönig die bayerische Seite vertreten. Der Vermittlungsversuch scheitert, weil Arn und Hunrich nicht befugt sind, Zugeständnisse zu machen. Die Gegenpartei, Karl der Große, vertraut Arn nicht weniger und nimmt künftig dessen Verhandlungsgeschick in Anspruch, etwa 791 in einem Rechtsstreit mit den Huosi in Lorch. Damals begleitet Arn den Frankenkönig auf dem Feldzug gegen die Awaren im Osten, der 796 mit der Unterwerfung Pannoniens durch Karls Sohn Pippin beendet wird. Pannonien um den Plattensee und zunächst auch der Wiener Raum unterliegen der Salzburger Missionierung. Bei seinem Salzburg-Besuch 803 bestätigt Karl der Große die Grenzen des Missionsgebiets.

Arn wird Erzbischof 

Ende 797 reist Arn als Mitglied einer Delegation im Auftrag Karls nach Rom, um den Konflikt Papst Leos III. mit dem römischen Stadtadel beizulegen, die Gründung zweier Klöster zu klären und schließlich auf Ersuchen Karls des Großen aus den Händen Leos III. am 20. April 798 das Pallium zu empfangen. Die bayerische Kirchenprovinz unter Salzburgs Leitung umfasst die Diözesen Regensburg, Freising, Passau, Neuburg und Säben. Historiker nennen mehrere Gründe, warum Salzburg und nicht Regensburg, die alte Hauptstadt der Agilolfinger, oder Passau zum Metropolitansitz erhoben wurde: der geistliche Vorrang durch die Missionierung der Karantanen unter Virgil; die Reliquien Ruperts, des „Apostels der Bayern“, im größten Dom nördlich der Alpen; die Blüte von Kunst und Kultur seit Virgil und die überlegene Wirtschaftskraft. Arn legt 790 ein Güterverzeichnis an, um nach dem Sturz Tassilos die reichen agilolfingischen Schenkungen an die Salzburger Kirche zu sichern. Karl der Große bestätigt die Notitia Arnonis anstandslos ebenso wie das zweite Güterverzeichnis, die erst nach der Erhebung zum Erzbistum verfassten Breves Notitiae. Karl ist vermutlich auch nicht motiviert, Tassilos Regensburg zum Metropolitansitz aufzuwerten. Wenn es um die Eingliederung Bayerns in die Reichskirche geht, vertraut er einem Mann: Arn von Salzburg.

 

Bestätigung der Verleihung des Palliums an Bischof Arn


Kaiser Karl und Alkuin

799 wird Papst Leo III. neuerlich von aufsässigen Adeligen bedrängt und flüchtet aus Rom. Unter jenen, die den Papst von Paderborn zurück nach Rom begleiten, ist auch der Salzburger Erzbischof. Zur Untersuchung der Vorfälle um Leo III. hält sich Arn im Herbst 800 wiederum gemeinsam mit Karl in Rom auf und wohnt der Kaiserkrönung am Weihnachtstag bei. Arn ist auch in den folgenden Jahren als Königsbote wiederholt im Einsatz, um Gerichtsentscheidungen zu fällen oder an Kirchensynoden im Reich teilzunehmen. Zahlreiche Synoden veranstaltet er in seiner eigenen Kirchenprovinz, um sich mit den Diözesanbischöfen, die anfangs ungern kooperieren, abzustimmen. Dabei geht es nicht zuletzt um eine Angleichung der bayerischen an die fränkische Kirche.

Johannes Chrysostomos, Buchmalerei, Salzburg, um 800

Arn steht nicht nur mit Karl dem Großen zeitlebens in bestem Einvernehmen, sondern ist auch mit dessen wichtigstem Berater, dem Gelehrten Alkuin, Leiter der Hofschule in Aachen, befreundet und durch regen Briefkontakt verbunden. Alkuin widmet seinem Freund Gedichte, in denen er die Stadt Salzburg beschreibt, ohne sie je gesehen zu haben. Grundlage sind wohl Salzburg-Aufenthalte von Schülern und Bekannten und Schilderungen von Arn selbst. Schüler Alkuins kommen nach Salzburg, um in Arns eigener „Hofschule“ – der Petersschule – zu wirken. Im Skriptorium entsteht eine beachtliche Bibliothek von 150 Handschriften.

Arn überlebt Alkuin († 804) und Karl den Großen († 814), dessen Testament er nach den Erzbischöfen von Köln und Mainz unterschreibt. Danach wird es ruhiger um ihn, er zieht sich aus der Reichspolitik zurück, reist nur noch selten und erreicht ein Alter von achtzig Jahren.
Die Erinnerung an Erzbischof Arn lebt in Ortsnamen weiter: Arnsdorf im Flachgau, Arnstorf in Niederbayern und die Arnsdörfer in der Wachau, deren Gebiet ab 860 zu Salzburg gehört: Oberarnsdorf, Hofarnsdorf, Mitterarnsdorf, Bacharnsdorf. Anlässlich „1200 Jahre Erzbistum Salzburg“ erhält ein Weitwanderweg 1998 die Bezeichnung „Arno-Weg“.


Das Rupertuskreuz, ein Werk aus der Zeit Arns

Rupertuskreuz, um 750

Abgesehen von schriftlichen Dokumenten und Werken der Buchkunst sind nur wenige Zeugnisse erhalten, die mit Arn in Verbindung gebracht werden können. Das rätselhafte Rupertuskreuz von Bischofshofen, ausgestellt im Dommuseum, hat Arn sicher gekannt.
Aber wo befand es sich damals? War es jenes „heilige Kreuz“, das Alkuin in zwei seinem Freund Arn gewidmeten Gedichten beschrieb, wie Heinz Dopsch annahm? Nach Alkuin stand dieses Kreuz mitten im Virgil-Dom, „von Licht umflossen“. War das Rupertuskreuz ein Werk der Hofkunst Tassilos III., das Karl der Große nach der Entmachtung Tassilos nach Bischofshofen schenkte, wie manche Forscher neuerdings vermuten? Oder war das Kreuz ursprünglich für Bischofshofen bestimmt? Arn hätte wohl darüber Auskunft geben können.

Text: Reinhard Gratz

Literatur:
Heinz Dopsch, Arn von Salzburg, in: Katharina Weigand (Hg.), Große Gestalten der bayerischen Geschichte, München 2011, S. 13–29
Meta Niederkorn-Bruck/Anton Scharer (Hg.), Erzbischof Arn von Salzburg (Veröffentlichungen des Instituts für Österr. Geschichtsforschung, Bd. 40), Wien/München 2004
Herwig Wolfram, Arn von Salzburg und Karl der Große, in: Heinz Dopsch/Peter F. Kramml/Alfred St. Weiß, 1200 Jahre Erzbistum Salzburg. Die älteste Metropole im deutschen Sprachraum, Salzburg 1999, S. 21–32
Heinz Dopsch, Arn und Karl der Große – Salzburgs Erhebung zum Erzbistum, in: Heinz Dopsch, Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Bd. I, Vorgeschichte – Altertum – Mittelalter, Salzburg 1983, S. 157–173
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