Brunnen auf einer Schlossterrasse

Ein Gemälde der Residenzgalerie stellt sich vor!

 

Hubert Robert (1733 Paris – 1808 Paris)
Brunnen auf einer Schlossterrasse

Öl/Leinwand, 28,4 x 40,4 cm, Residenzgalerie Salzburg, Inv.-Nr. 495 © RGS/Ghezzi


Was für eine prächtige Treppenanlage, was für eine liebliche Idylle.
Kulissenartige Architektur, eingebunden in eine üppige Waldlandschaft. Frauen, die ihre Wäsche in einem Brunnenbecken waschen. Adelige Damen und Herren, die dem Treiben gelassen zusehen oder an den arbeitenden vorbeiflanieren. Und doch ist alles nur ein Schein, eine Projektion, wie die aristokratische Gesellschaft am Vorabend der Französischen Revolution 1789 gerne gelebt und sich gerne gesehen hätte. Es ist ein Idealbild einer Wunschvorstellung in einer Traumlandschaft – entrückt jeglicher politischen Realität.

Zugleich ist das Gemälde Brunnen auf einer Schlossterrasse aus dem Sammlungsbestand der Residenzgalerie Salzburg ein Meisterwerk des französischen Malers Hubert Robert (1733–1808), der fantastische Landschaftsbilder mit romantisch gelegenen Bauwerken und pittoresken Motiven schuf, die nichts mehr mit der Wirklichkeit gemeinsam hatten. Der schräg gewachsene, knorrige Baum am rechten Bildrand, die zum Teil überwucherten Gartenmauern, die Lichtführung sowie die etwas flüchtige Malweise unterstreichen den surrealen Eindruck, den die Szene ausstrahlt. Und doch bettet sich das Bildmotiv gut in die Kunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts ein.

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Hubert Robert lebte wie zahlreiche seiner Künstlerkollegen für einige Zeit in Rom. Er studierte die Antike, schulte sich an Raffael oder Michelangelo, bewunderte Giovanni Lorenzo Bernini und lernte die Werke seiner Zeitgenossen kennen. Knapp vor seiner Ankunft in der Ewigen Stadt 1754, entdeckte man die antiken Städte Herculaneum (1738) und Pompeji (1748). Systematische Ausgrabungen der zweiten Jahrhunderthälfte förderten sensationelle Funde zu Tage, die rasch touristische Liebhaber des Altertums aus ganz Europa anlockten. Es entstand ein florierender Markt, der nach antiken Gegenständen, nachgemachten Souvenirs oder bildlichen Darstellungen ruinöser Paläste oder Tempelanlagen verlangte.

Robert wusste diese Modeerscheinung mit großer technischer Gewandtheit in seinen kleinformatigen Gemälden umzusetzen. Er avancierte unter dem Einfluss der italienischen Künstler Giovanni Battista Piranesi, vor allem aber Giovanni Paolo Panini zum begehrten Ruinenmaler der vornehmen Gesellschaft.
1765 kehrte er aus Rom nach Paris zurück. Ein Jahr später wurde er Mitglied der französischen Akademie und 1784 Konservator der königlichen Gemäldesammlungen. Robert befand sich am Höhepunkt seiner Karriere. Käufer seiner Gemälde waren in ganz Europa zuhause.

Der Künstler begrüßte die Französische Revolution, hielt aber dem Hof gegenüber die Treue, was zu einem Gefängnisaufenthalt führte. 1794 kam er wieder frei und durfte in sein Atelier im Louvre zurückkehren. Seine Werke waren bis zu seinem Lebensende in ganz Europa nachgefragt, entsprachen in ihrer formalen Gestaltung und den Bildinhalten aber längst nicht mehr den Ansprüchen des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.

Das Gemälde von Robert wird vom 14.5.–30.8.2020 in der Ausstellung „Goethes italienische Reise“ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck zu sehen sein.

Text: Dr. Thomas Habersatter (Kurator Residenzgalerie Salzburg)

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