Ein Gemälde der Residenzgalerie stellt sich vor!
Monogrammist E. L. oder F. L.
Stadtansicht von Salzburg
Öl/Leinwand, 54,3 x 67,5 cm, Monogramm auf dem Stein am unteren Bildrand: E. L. oder F. L. Residenzgalerie Salzburg, Inv.-Nr. 234 © RGS/Ghezzi
Ein Familienidyll ist im Ausschnitt aus dem Gemälde Stadtansicht von Salzburg zu sehen. Das Laub der Gehölze beginnt umzufärben. Speziell die Blätter des Busches, vor dem die Frau im blauen Kleid auf einer Bank sitzt. Spätsommerliche oder frühherbstliche Hitze scheint der Auslöser zu sein, dass sie ihren Hut abgelegt hat. In der Mitte der Szene bemühen sich eine Frau und ein Mann um zwei in der Wiese sitzende Kinder. Die Handhaltung des Knaben lässt vermuten, dass er soeben im Begriff ist, in einen Apfel zu beißen. Neben ihm erfreut sich das Nesthäkchen an der Seite des Familienhundes. Mit einem Schmetterlingsnetz erklimmt ein weiterer Knabe den kleinen Hügel.
Im Vordergrund des Gemäldes dient die Szene, ebenso wie das Paar in der rechten unteren Ecke, zur Belebung der Stadtansicht von Salzburg. Die Stadt an der Salzach lässt sich an ihren markanten Kirchtürmen und der hochaufragenden Festung erkennen. Im Unterschied zur heutigen Zeit fallen leichte Veränderungen ins Auge. Am auffälligsten ist wohl das Aussehen des Turms der Franziskanerkirche. Im 15. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet, erhielt der Turm 1670 unter Erzbischof Max Gandolf Graf von Kuenburg (1622–1687; reg. 1668–1687) einen anderen Abschluss: einen barocken Turmhelm. Ungebührlich erschien es dem Erzbischof, dass die Franziskanerkirche die Dimension des Doms übertraf. Erst 1866/67 wurde die Turmspitze regotisiert. Am Universitätsplatz sind keine Marktstände zu sehen. Seit dem 1. Mai 1857 findet der Salzburger Wochenmarkt nicht mehr am Alten Markt, sondern am Universitätsplatz statt. Im Hintergrund verläuft die Salzach in ihrem ursprünglichen Flussbett. Die Auenlandschaft verweist auf die noch kleine Stadt.
Ein Spaziergang über den Mönchsberg lässt das Gemälde mit der heutigen Ansicht vergleichen. Frühlingshaftes Grün bildet jetzt den Rahmen für die Stadtansicht. Zwei unterschiedliche Aufnahmeorte zeigen, dass die Position der Familie im Bildvordergrund heute nicht eingenommen werden kann. Das erste Foto zeigt den Stadtblick vom Aussichtspunkt neben der Stadtalm, doch nur vom zweiten Aussichtspunkt über dem Sigmundstor (Neutor) ist der imposante Fels, der im Gemälde in der rechten Ecke zu sehen ist sichtbar. Die das Gemälde belebende Familie ist offenbar zwischen den beiden Punkten positioniert. Nicht zu vergessen, Maler der früheren Tage wollten „alles zeigen“ und setzen nicht selten eine ideale Komposition um.
Salzburg in früheren Tagen und heute. Einmal im nahenden Herbst, einmal im Frühling. Eine schöne Stadt, eingebettet in die Natur, die berührt. Wie wäre es mit einem Frühlingsspaziergang. Die ersten Vergissmeinnichte sind zu entdecken. Ebenso Maiglöckchen, die mit ihrem Duft ebenso betören wie die leuchtenden Flieder in den Gärten. Nutzen Sie die Gelegenheit!
Text: Mag. Astrid Ducke (Kuratorin Residenzgalerie)