Georg Ferdinand Waldmüller, Kinder im Fenster, 1853

Ein halbes Jahr lang haben Expertinnen und Experten in akribischer Feinarbeit das beliebte Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) restauriert.

Es sieht so aus, als würden die Kinder mit uns sprechen und scherzen. Ein Junge deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger aus dem Bild heraus. Die lebhafte Szene am Fenster sieht nun wieder so aus, wie Ferdinand Georg Waldmüller sie vor über 200 Jahren malte. Die Farben leuchten, die Details sind gut sichtbar, und ein großer Riss wurde fachgerecht verschlossen.

Im Vorher-Nachher-Vergleich sieht man den Unterschied auf einen Blick: Das Bild war zu früheren Zeiten schon restauriert worden, leider nicht zu seinem Vorteil. Dicke Farbschichten überlagerten die originale Malerei. Details waren verloren gegangen. Ein großer Riss war grob gekittet worden, und starke Lösungsmittel hatten die dünne Malschicht von 1828 angegriffen. Die Farbe zeigte feine Sprünge und wirkte gelblich.

Ein Bild geht auf Reisen

Mit der Restaurierung beauftragten wir das Atelier Walde. Wir schickten die „Kinder am Fenster“ nach Wien, wo sie im Kunsthistorischen Museum mit Röntgen- und Infrarotgeräten untersucht wurden. Glücklicherweise war die originale Malschicht größtenteils intakt.

An den Analysen war auch das Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst (Akademie der bildenden Künste Wien) beteiligt.

Schicht für Schicht restauriert

Es ging nun darum, den Originalzustand wiederherzustellen und das Bild für die Zukunft gut zu erhalten. Nach und nach trugen die Restaurator:innen unter dem Mikroskop den gelblichen Firnis ab. Dabei kontrollierten sie den Zustand des Bildes regelmäßig unter UV-Licht. Sie verschlossen den großen, verzweigten Riss in der oberen Bildhälfte fachgerecht. Fehlstellen, das heißt Stellen, an denen die originale Malschicht nicht mehr vorhanden war, wurden mit feinen Gewebeintarsien verdeckt und retuschiert. Zum Schluss trugen die Expert:innen noch eine dünne Schicht Naturharzfirnis auf, die das Gemälde schützt und die Farben voll zur Geltung bringt.

Ferdinand Georg Waldmüller – Liebling der Biedermeiermalerei

Bekannt ist der in Wien geborene Waldmüller durch seine detailreichen und präzisen Landschaften, Porträts und Alltagsszenen. Durch die gekonnte Darstellung von Licht und Schatten wirkt seine Malerei besonders lebensnah und plastisch. Inspiration holte sich Waldmüller seinerzeit unter anderem beim Besuch der Sammlung Czernin in Wien, wo er die Alten Meister studierte und kopierte. Teile der hochkarätigen Sammlung des Mozart-Freundes und Kunstenthusiasten Czernin (ein Neffe des letzten Salzburger Erzbischofs Colloredo) kaufte das Land Salzburg in den Achtzigerjahren für die Residenzgalerie an.

Die „Kinder im Fenster“ gehören seit 1970 zum Bestand der Residenzgalerie. Das Bild zählt zu den beliebtesten Gemälden der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Anlässlich unseres 100. Geburtstags konnten wir die Restaurierung in Angriff nehmen, nicht zuletzt dank einer Förderung durch das Bundeskanzleramt und die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.

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