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Blumen in Vase mit zwei Putten

Ignaz Stern gen. Stella (1679 - 1748)

Blumen in Vase mit zwei Putten
1748
Gemälde
Öl/Leinwand
Bildmaß 101 x 139,5 cm
Rahmenmaß 123 x 161 x 11 cm
I.S.F. Roma 1748 (bez. r. u.)
499
Derzeit nicht in der Ausstellung
Italienischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Schönheit weckt Verlangen und führt zu Raub, wie anhand eines Details in einem weiteren Gemälde der Residenzgalerie Salzburg zu sehen ist. 1748 gestaltet Ignaz Stern, Stella gen. (um 1680–1748) in Rom das großformatige Blumenstillleben "Blumen in Vase mit zwei Putten". Interessant ist in Zusammenhang mit den im Detail geschilderten „Verführungen“ des Göttervaters das Reliefmuster der Vase.
Putti und eine weibliche Schönheit mit entblößter Brust umgeben einen Stier, der gierig den Arm der sich abwendenden Frau leckt. Es ist Europa, die Tochter des phönizischen Königs Agenor, der Jupiter in Gestalt eines Stiers gegenübertritt.
Die Beschreibung der Zusammenkunft ist einmal mehr bei Ovid nachzulesen. Schneeweiß spaziert er anmutig durchs Gras und nimmt dem Mädchen die Angst, indem er sich Blumen ans Maul halten sowie Blumengirlanden um die Hörner winden lässt. Schließlich nimmt die Königstochter am Rücken des Stieres Platz. Jupiter nutzt die Gelegenheit und entführt sie nach Kreta.
Sinnfällig komponiert Stern ein überreiches Blumenarrangement in den silbrig blassen Farben, die für die Wende vom Rokoko zum Neoklassizismus charakteristisch sind, in barocker Helldunkelmalerei und öffnet rechts den Blick zu einem plätschernden Springbrunnen. Bezüge zu der Blumen pflückenden Europa sowie dem weiten Wasser, über das der Gott sie entführt, sind darin angelegt. Darstellungen vom Raub der Europa sind in der Antike und später in der Renaissance und im Barock ein häufiges Bildthema. Im Gegensatz zu anderen Frauenraub-Geschichten ist die Erzählung um Europa eine harmlosere Version, die ohne Gewalt auskommt. Jupiter nutzt seine Verwandlungskunst und schmeichelt Europa in der Gestalt eines sanftmütigen Stieres. Trügerisch ist sein anschmiegsames Wesen, mit dem er das Vertrauen der Königstochter gewinnt, bis sie ohne Arg auf seinem Rücken Platz nimmt. Ovid kommentiert die Vorgehensweise des Gottes, der seinen Sohn Merkur eine Rinderherde zu jenem Strand treiben lässt, an dem er sich selbst in einen Stier verwandelt: „Schlecht vertragen sich Würde und Liebe; selten wohnen sie beisammen!“

Ducke Astrid: Verführung in der griechisch-römischen Mythologie und der Historie. In: Habersatter Thomas, Ducke Astrid (Hrsg.): Verführung. Verlockende Schönheit - tödlicher Reiz, Residenzgalerie Salzburg, Salzburg 2015, S. 37-58, Iganz Stern, gen. Stella, Blumen in Vase mit zwei Putten, S. 39, Abb. 14, S. 40, Abb. 15, S. 41