Badende Mädchen am Meeresufer
Claude Joseph Vernet (1714 - 1789)
Rahmenmaß 64,5 x 88,7 x 6,8 cm
Das Bildnis ist bezeichnend für die umfassenden OEuvre Claude- Joseph und Jean-Antoine Vernets, die, inspiriert von den antiken Ruinen Roms, den Küstenstädten und der lichterfüllten Atmosphäre Italiens, romantische Hafen- und Meereslandschaften sowie Nachtstücke und Schiffbrüche erschaffen. Das Gemälde der Residenzgalerie Salzburg zeigt einen nicht näher bestimmbaren Küstenstreifen mit einer Befestigungsanlage über schroffem Felsen und einer fernen Stadt auf einem Hügelrücken. Die Landschaft mutet italienisch an, könnte möglicherweise aber auch auf eine imaginäre Bucht in Südfrankreich hindeuten, wo Claude-Joseph zahlreiche Küstenstädte abbildet. Ab 1753 entstehen für König Ludwig XV. (1710–1774) eine Serie bemerkenswerter Veduten von 15 französischen Seehäfen.
Wie bei allen Meeresbildern der Geschwister ist die Szene mit kleinen Figuren und einer oftmals holländischen Fregatte ausgestattet, um einen möglichst lebendigen Eindruck zu erreichen. Im Vordergrund geben sich vier nackte Damen dem sinnlichen Vergnügen des Badens hin. Der tiefe Horizont, die durch die untergehende Sonne rötlich-gelben Wolkenfetzen am Himmel, der Sonnenschimmer auf dem türkisen Meerwasser sowie das Licht- und Schattenspiel an Land unterstreichen die romantische Sichtweise.
Genau das ist es, was die Auftraggeber aus ganz Europa, speziell die englische Aristokratie an den Gemälden der Vernets schätzen: den verklärten Blick auf südliche Gefilde, die Sehnsucht nach der Ferne – im 18. Jahrhundert besonders Italien.
Trotz Signatur kann das qualitätsvolle Gemälde keinem der beiden Brüder eindeutig zugeordnet werden, da beide ihre Bilder mit „J. Vernet“ bezeichnen. Jedenfalls schließen die glatte Malweise und kühle Farbgebung sowie die Ortsangabe „Rom“ Jean-Antoine Vernet nicht aus.
HABERSATTER Thomas: Vernet Claude-Joseph oder Vernet Jean-Antoine, Badende Mädchen am Meeresufer, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 134