Beweinung Christi

Rottmayrs "Beweinung Christi" offenbart seine Schulung bei dem in München geborenen Johann Carl Loth.
Johann Michael rückt den im Schoß seiner Mutter Maria ruhenden Leichnam Christi nahsichtig an den Bildvordergrund. Drei blutige Nägel verweisen auf die Wundmale Jesus und das Geschehen, das sich zuvor weit im Hintergrund am Kreuzigungshügel Golgotha abgespielt hat. In hellem Licht ist der alabsterfarbene, anatomisch perfekte Männerkörper des toten Gottessohnes von einem Akkord venezianischer Farben umfangen. Die von Trauer überwältigte Maria trägt ein rotes Kleid und darüber den ihr attributiv zugeordneten blauen Mantel. Gehüllt in einen orange und rot changierenden Stoff, der perfekt mit ihrem rötlich-blonden Haar abgestimmt ist, beugt sich Maria Magdalena über Jesus Hand. Im Sinne der barocken Hell-Dunkel-Malerei treten die übrigen Klagenden gegenüber der bewegenden Szenerie zurück.

DUCKE Astrid: Rottmayr Johann Michael, Beweinung Christi, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 108