Brunnen auf einer Schlossterrasse (Freie Interpretation "Villa d`Este, Tivoli")

Zur Zeit als Robert in Rom weilt, beginnt man in der zweiten Jahrhunderthälfte die kurz zuvor entdeckten antiken Städte Herculaneum (1738) und Pompeji (1748) in größerem Umfang systematisch auszugraben. Rasch ziehen die sensationellen Funde touristische Liebhaber des Altertums aus ganz Europa an und steigern die Nachfrage nach antiken Gegenständen oder nachgemachten Souvenirs sowie bildlichen Darstellungen ruinöser Paläste und Tempelanlagen.
Robert weiß, diese Modeerscheinung mit großer technischer Gewandtheit in seinen kleinformatigen Gemälden umzusetzen. Er gestaltet fantastische Landschaftsbilder mit romantisch gelegenen Bauwerken und pittoresken Motiven, die nichts mehr mit der Wirklichkeit gemeinsam haben. Wie in dem Bild Brunnen auf einer Schlossterrasse bettet der Maler pastorale Szenen in eine kulissenartige Architektur ein. Der schräg gewachsene, knorrige Baum am rechten Bildrand, die leicht ruinösen und teilweise überwachsenen Mauern der Terrassenanlage sowie die im Brunnenbecken Wäsche waschenden Frauen und flanierenden adeligen Damen und Herren entführen den Betrachter in eine liebliche Schäferidylle. Der wolkenverhangene Himmel, die Lichtführung sowie die in abgestuften Braun- und Grüntönen gestaltete Landschaft fokussieren den Blick auf die in pastosen Gelb-, Rot- und Blautönen gekleideten, kleinformatigen Figuren vor dem Wasserbassin.
Das Bild scheint eine Elegie, ein wehmütiger Nachklang auf vergangene Zeiten. So wie die aristokratische Gesellschaft gerne gelebt und sich gerne gegeben hätte: das Idealbild einer Wunschvorstellung in einer Traumlandschaft – entrückt jeglicher politischen Realität, die schlussendlich in der Französische Revolution von 1789–1799 mündet.

HABERSATTER Thomas: Robert Hubert, Brunnen auf einer Schlossterrasse, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 132