Christus am Ölberg
Jan Sanders gen. Hemessen (1500/04 - 1566)
Rahmenmaß 177,5 x 259,5 x 12 cm
Christus am Ölberg zeigt parallel mehrere Handlungsabläufe. Nach dem Paschamahl geht Jesus mit seinen Jüngern zum Ölberg. Im Garten Getsemane begibt er sich zum Gebet und fordert seine Jünger auf zu wachen. Diese fallen immer wieder in Schlaf.
In den Überschneidungen und extremen Verkürzungen, die speziell in der Komposition der schlafenden Apostel Petrus, Jakobus und Johannes zutage treten, verdeutlicht sich Hemessens Zugehörigkeit zum Manierismus. Die Jünger sind trotz unnatürlicher Körperhaltung eingeschlafen. Sie bemerken weder die Todesangst ihres Herrn, der kniend mit aus ladenden Gesten betet, noch dessen Vision. Neben den gedrehten Körpern entspricht die Farbgebung ihrer Kleidung der manieristischen Tradition.
Umgeben von Wolken erscheint ein Kreuz tragender Engel und kündigt Jesus Martertod an. Der Kelch erinnert an das letzte Abendmahl. Er steht zugleich für das Gericht Gottes und seine Liebe. Das in Petrus’ Hand liegende Schwert nimmt den weiteren Verlauf vorweg. Er wird aus Verzweiflung dem Soldaten Malchus ein Ohr abschlagen. Entsprechend dem in seinem Werk starken romanistischen Einfluss präsentiert Hemessen Jesus und seine Jünger großfigurig am Bildvordergrund. Judas führt die Gruppe der Häscher über die rechte Flanke des Berges aus dem Hintergrund heran. Den Beutel mit den Silberlingen trägt er als Zeichen des Verrates um den Hals.
DUCKE Astrid: Hemessen Jan van, Christus am Ölberg, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 80