Christus und die Samariterin
Nicolas Colombel (1644 ? - 1717)
Rahmenmaß 95,5 x 119,5 x 12,5 cm
Wie bei allen Historienmalern bildet die Landschaft eine Hintergrundfolie – einen Ausblick in die Ferne und dient der Verräumlichung des Bildes. Colombel gestaltet die Fernsicht in der Art Poussins mit fantastischen Bauwerken in einer von Hügeln, Bergen und Wäldern geprägten und von kleinen Figuren belebten Landschaft. Die Gebäude sind keinem realen Kontext entnommen, vielmehr spiegeln sie in ihrer Zusammensetzung die Idee einer von Harmonie geprägten Welt wider. Vergleichbar ist die Gestaltung mit dem in diesem Katalog angeführten Bild von Gaspard Dughet (1615–1675), auch wenn dieser nicht eine ganz so glatte Ausführung anstrebt.
Dieser inneren Ruhe der Landschaft entspricht die malerische Umsetzung des Themas: Die Samariterin lauscht andächtig den Worten Christi. (Joh 4, 4–42) Seitlich an den Brunnen gelehnt, die Rechte auf den Schöpfeimer abgelegt und ein Seil in der Hand, neigt sie den Kopf in Richtung Gottessohn, der sie um Erfrischung bittet und ihr vom Wasser des Lebens erzählt. Zwischen beiden sieht man den Tempel der Samariter, rechts im Hintergrund die Stadt Sichar und die herannahenden Jünger.
Colombels klare Malweise ist von den kühlen Farben der beiden Akteure wie auch den warmen Tönen des Hintergrunds geprägt und entspricht ganz der zeitgenössischen akademischen Auffassung.
HABERSATTER Thomas: Colombel Nicolas, Christus und die Samariterin, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 120