Der Binnenhof mit dem Vijver = Schlossweiher in Den Haag

In den 1650er- und 1660er-Jahren entwickelt sich in der holländischen Malerei die neue Bildgattung der Stadtansicht. Der Nachfrage für dieses Genre liegen Bürgerstolz und wirtschaftliche wie auch politische Bedeutung der Städte zugrunde. Berckheyde zählt zu einer Gruppe von Malern, die sich auf dieses Thema spezialisieren.
Das Salzburger Bild gehört zu einer Werkgruppe mit Ansichten der Innenstädte von Amsterdam, Haarlem und Den Haag. Der Blick von dem sorgfältig gewählten Standort fällt auf die lichterfüllte Szenerie mit dem politischen Zentrum der Republik der Vereinigten Niederlande: dem Amtssitz der Prinzen von Oranien-Nassau. Der Hofteich, der den Pferden als Tränke dient, wird im Hintergrund von den Gebäuden am „Korte Vijverberg“ begrenzt. An der Längsseite des Teiches, ganz am Ende ist in starker Verkürzung das Mauritshuis zu erkennen, das 1663 für Johann Moritz von Nassau (1604–1679), General-Gouverneur der Besitzungen der Niederländischen Westindien-Kompanie in Brasilien errichtet wurde und heute die Gemäldesammlung Den Haags beherbergt.
Kalkuliert bringt der Künstler seine Staffagefiguren zum Einsatz. Der große Platz im Vordergrund und die zum Statthalterpalast führende Allee werden belebt von elegant gekleideten Reitern zu Pferd, einem Falkenträger mit Jagdfalken, edlen Jagdhunden, Passanten und einer Bettlerin.
Spannungsreiches Gegengewicht zur erhabenen Ruhe der Architektur bewirkt deren Spiegelung im Hofteich sowie die Inszenierung von Licht und Schatten.
In den 1670er-Jahren findet die Blütezeit der Architekturmalerei allmählich ihr Ende. Vermutlich als Auftragswerke entstehen 1687 zwei datierte Versionen des Salzburger Bildes, die sich in Privatbesitz befinden.

OEHRING Erika: Berckheyde Gerrit Adriaensz., Der Binnenhof mit dem Vijver = Schlossweiher in Den Haag, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 36