Der Großvenediger
Rahmenmaß 97,5 x 127,5 x 10 cm
Erst 1841 erfolgt die Erstbesteigung des Großvenedigers, nachdem Erzherzog Johanns dramatischer Versuch einer Bezwingung im Jahre 1828 gescheitert war.
Erstbesteigungen und Erschließung der Alpen fallen zusammen mit der Blüte der Alpenmalerei. Mit seinen spektakulären Hochgebirgslandschaften weckt Hansch nach 1848 das Interesse des Kaiserhauses. Erzherzog Franz Carl (1802–1878) wird sein Förderer. Bei oftmals schwierigsten Bergtouren entstehen etwa tausend Skizzen und Zeichnungen. Ein großes Konvolut befindet sich im Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste in Wien, angekauft von Kaiser Franz Joseph zur Unterstützung des Künstlers nach dessen finanziellem Ruin durch den Börsenkrach 1873.
In seiner Darstellung des Großvenedigers gelingt Hansch eine nach allen Regeln der akademischen Kunst komponierte Inszenierung eines Alpenschauspiels, das weit über eine Topografie hinausgeht. Die Grandiosität des majestätischen Gipfels wird durch die Tiefe und Weite des kulissenartigen Bildraumes ebenso wie die theatralisch eingesetzte Lichtführung ins Bühnenhafte gesteigert und zu einem Synonym für die Erhabenheit der Schöpfung. Winzige Gestalten kauern auf dem Gernkogel mit Aussicht auf Großvenediger, Hohen Fürlegg, Großen Geiger, Schliefer und Dreiherrrenspitze und verdeutlichen so die Größenverhältnisse. Im Unterschied zu den in einem locker flüssigen Stil geschaffenen Studien vor der Natur, die als Arbeitsvorlagen im Atelier dienen, erfolgt die Umsetzung ins große Format in akademischer Manier. In seinen letzten Jahren malt Hansch unter dem Einfluss des Schweizers Alexandre Calame (1810–1864) großformatige Hochgebirgslandschaften.
OEHRING Erika: Hansch Anton, Der Großvenediger, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 148