Der junge Postillion
Johann Baptist Reiter (1813 - 1890)
Rahmenmaß 59 x 50 x 7,6 cm
In seiner Malerei bleibt der Sohn eines Tischlermeisters weitgehend dem handwerklichen Milieu und dem Leben der kleinen Leute verbunden. Sein bevorzugtes Bildthema sind Bildnisse einfacher Menschen in ihrem Umfeld. Charakteristisch für Reiter ist die Ungezwungenheit und Natürlichkeit der Dargestellten.
Reiter, der mit dem Freundeskreis um Josef Freiherr von Spaun (1788-1865) und Franz Schubert (1797-1828) bekannt ist, malt eine bemerkenswerte Anzahl von berührenden Kinderbildnissen, die großen Anteil an seinem künstlerischen Erfolg und Wohlstand haben.
Das Knabenbildnis entsteht auf dem Höhepunkt seines Schaffens un in einer Zeit, in der die Malerei in den Kunstmetropolen eine ausgesprochene Vorliebe für die Welt des Kindes entwickelt.
Der junge "Postillion" ist ein etwa zehnjähriger Knabe mit der Mütze eines Postbediensteten auf dem Kopf. Warme Töne bestimmen die zurückgenommene Farbigkeit. Effektvoll setzt der Künstler die Lichtakzente: den einfallenden Sonnenstrahl, der sich auf dem Kappenschirm spiegelt und den Hemdkragen grell aufleuchten lässt.
Die nahsichtig in den Vordergrund gerückte Darstellung und der knappe Bildausschnitt verleihen dem "verkleideten Porträt" eine geradezu intime Präsenz.
Eine vergleichbare Komposition befindet sich im Stadtmuseum NORDICO in Linz. Hier umklammert der Knabe in seiner Faust einen kleinen Vogel.
OEHRING Erika: Reiter Johann Baptist, Der junge Postillion, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 154