Die Geburt Christi
Battista di Niccolò Luteri di gen. Dossi (um/c 1500 - 1548)
Rahmenmaß 69 x 50,2 x 5,3 cm
Battistas kleinformatiges Bild mit einfachem formalen Bildaufbau, symmetrischer Anordnung der Personen und klassischem Figurenideal ist sehr akkurat gemalt – streng in Harmonie und Komposition, wie es die Hochrenaissance gebot. In der Mitte lagert das Christuskind auf einem weißen Tuch, umgeben von Maria und Joseph zur Rechten und zwei Hirten zur Linken. Über dieser Anbetungsszene schwebt Gottvater in einer glühenden Lichtwolke. Die glatte Malweise wie die grazile Gestalt der Madonna lernte Battista bei Raffael (1483–1520) kennen. Die tonige Farbpalette und weichen Konturen der Figuren zeigen den Einfluss seines Bruders.
Charakteristisch für die Frühzeit des Künstlers sind übermäßige Gesten, ausladende Schritte, die Typisierung bärtiger Köpfe und das Vornüberbeugen knieender Figuren. Die fernen, fantastischen Landschaftsausblicke sind meist isoliert, wenig ausformuliert und schnell hingepinselt. Es mangelt ihm etwas an den atmosphärischen und farblichen Qualitäten seines Bruders Dosso, der sich mehr an der venezianischen Malweise Giorgiones (1477/78–1510) und Tizians (1488/90–1576) orientierte und nicht an der römischen wie Battista. Dosso pflegte zu Tizian eine freundschaftliche Beziehung und unternahm mit ihm 1519 eine Reise nach Mantua. Battista übernahm vieles von Raffael, erreichte jedoch nie dessen Könnerschaft. Stilistisch vergleichbare Werke finden sich in Bergamo – Pinacoteca dell’Accademia Carrara, in Rom – Museo Galleria di Villa Borghese und in der Fondazione Giorgio Cini in Venedig. Format, Motiv, Ausführung und Vergleichsbeispiele lassen eine Datierung des Gemäldes um 1520 annehmen.
Kleinformatige Altartäfelchen wie das Bild der Residenzgalerie Salzburg dienten der privaten, stillen Andacht und wurden auch auf Reisen mitgeführt.
HABERSATTER Thomas: Dossi Battista, eigentl. Battista de Luteri, Die Geburt Christi, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 12