Skip to main content

Die Klugen und die Törichten Jungfrauen

Hieronymus II. Francken, Kopie/copy (1578 - 1623)

Die Klugen und die Törichten Jungfrauen
Gemälde
Öl/Eichenholz
Bildmaß 66 x 103 cm
Rahmenmaß 67 x 105 x 3 cm
210
Derzeit nicht in der Ausstellung
Flämischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Dass der Themenkreis der Sünden- und Lasterdarstellungen ein sehr weit gefasstes Gebiet umschließt, lässt sich anhand eines weiteren Beispiels aufzeigen. So zählt das biblische Gleichnis der fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen (Mt 25, 1–13) zu den klassischen Motiven an mittelalterlichen Portalgewänden, um die Gläubigen zu ermahnen, nicht vom rechten Weg abzukommen. Eine Kopie nach Hieronymus Francken II. (1578–1623) präsentiert das als Ölgemälde eher selten gezeigte Gleichnis in einem wohlhabenden, großbürgerlichen Milieu. Die fünf törichten Jungfrauen geben sich den sinnlichen Freuden des Lebens hin: der Musik und Unterhaltung sowie dem Schlummer und Genuss. In kostbare Stoffe gekleidet, versuchen sie den Betrachter zu betören. An der Rückwand über ihren Köpfen findet sich ein eindeutiger Hinweis, nämlich ein Gemälde mit einer Bordellszene. Rechts von ihnen, lediglich ein Drittel der Bildfläche einnehmend, gehen die fünf klugen Jungfrauen ihren Tätigkeiten nach. Sie sind kontemplativ in ihre Arbeit versunken – dem Spinnen, Nähen und Beten –, um ausreichend für den Jüngsten Tag vorbereitet zu sein. Über den Köpfen führt Christus auf einem Wolkenband die fünf klugen Jungfrauen in den strahlenden Rundtempel des Sonnengottes Helios, während die fünf Törichten auf der anderen Seite davoneilen.
In der biblischen Erzählung gehen die Jungfrauen mit Lampen ihrem Bräutigam entgegen. Während die Klugen vorgesorgt haben und genügend Öl in Krügen mitnahmen, ging das Öl den Törichten aus, worauf sie neues besorgen mussten. Als der Bräutigam kam, fand er nur die klugen Jungfrauen vor, führte sie in den Hochzeitssaal und verschloss die Tür. Die Törichten fanden keinen Einlass mehr.

Habersatter Thomas: Die sieben Todsünden. In: Oehring Erika, Ducke Astrid, Habersatter Thomas (Hrsg.): Allegorie. Die Sprache der Bilder. Residenzgalerie Salzburg, Salzburg 2017, S. 219-243, Hieronymus II. Francken, Kopie, Die fünf klugen und die fünf törichten Jungfrauen, S. 240, Abb. 23, S. 241