Fischer am Bergbach
Anton Faistenberger (1663 - 1708)
Rahmenmaß 36,6 x 48,2 x 5 cm
In den späteren Jahren verdrängten zunehmend flämische und holländische Einflüsse das italienische Erscheinungsbild in Faistenbergers Gemälden. Das Bild "Fischer am Bergbach" kann die nördlichen Vorbilder nicht mehr leugnen. Bei dem über eine zerklüftete dunkelbraune Felswand herabstürzenden Bergbach denkt man unwillkürlich an die dramatisch gestalteten Gemälde Jacob Isaacksz. van Ruisdaels (1628/1629–1682). Dessen Spezialität waren norwegisch geprägte Landschaften mit Flussläufen und Wasserfällen, die stets etwas Unbändiges ausstrahlen. Es ist eine den Menschen bedrohende Wildnis, die in Faistenbergers Gemälde "Landschaft mit Überfall" durch die Gewaltbereitschaft einer marodierenden Bande noch zusätzlich gesteigert wird.
Der Künstler reduziert seinen holländischen Vorbildern folgend die Farbwerte auf Grün- und Brauntöne, lediglich die Staffagefiguren sind farblich akzentuiert. Bei den "Fischern am Bergbach" wird der Blick vorbei an einer vom Wind gebeugten Kopfweide diagonal in eine offene Landschaft gelenkt, an deren Horizont die Umrisse eines bläulich schimmernden Bergmassivs auftauchen. Das lässt einmal mehr an die von Flamen beeinflusste italienische Ideallandschaft denken, zugleich weist es auf die holländischen Italianisanten, die das südliche Flair durch luminaristische Phänomene oder charakteristische Landschaftsbegebenheiten in ihren Gemälden einzufangen versuchen, wie es Frederik Moucheron (1633–1686) in seinem "Waldesrand mit weitem Ausblick" zeigt.
Im Gegensatz zur Ideallandschaft, die stets um den Ausgleich verschiedener Bildelemente bemüht ist, wird bei Faistenberger und Moucheron eine Kopfweide vor hellen Hintergrund gesetzt – eine Akzentuierung, die der Gestalt des Baumes besondere Aufmerksamkeit verleiht.
Habersatter Thomas: Österreichische Barocklandschaften 1600 – 1800. In: Thomas Habersatter, Ducke Astrid (Hrsg.): Natur wird Bild. Österreichische Barocklandschaften. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2021, S. 41-93, Anton Faistenberger, Fischer am Bergbach, S. 49, 52, Abb. 15, S. 51