Gebirgsbach nach dem Gewitter
Rahmenmaß 195 x 176,5 x 9,5 cm
Das Gemälde entsteht auf dem Höhepunkt des künstlerischen Schaffens von Robert Russ, vier Jahre nachdem sich mit seinem 1887 im Wiener Künstlerhaus ausgestellten Bild „Vorfrühling. Motiv aus der Penzinger Au“ der Erfolg eingestellt hatte. (Belvedere Wien/Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste)
Wie so häufig greift der Künstler auch hier zum großen Format, das ganz im Dienste der auf effektvolle Wirkung bedachten Darstellung steht, ebenso wie die Wahl des pittoresken Motives. Die Wiedergabe der spezifischen Lichtverhältnisse einer von Feuchtigkeit und dunstigem Licht geprägten Atmosphäre steht unter dem Eindruck der österreichischen „Stimmungsmalerei“ (Herbert Giese). Der dort angestrebten Vermittlung von Stimmung, Gefühl und Poesie begegnet Russ mit pathetischen Elementen. Hier ist es die vom Unwetter zerstörte Brücke und das unversehrt gebliebene Kreuz am Rande des tosenden Gebirgsbaches. Starke Licht- und Schattenkontraste dienen der dramatischen Überhöhung.
Seine unverwechselbare Handschrift zeigt sich in der Umsetzung und Wiedergabe der einzelnen Texturen mit unterschiedlichen Maltechniken und Werkzeugen. Die „Gemäuer-Technik“ ist Russ’ Markenzeichnen. Es handelt sich dabei um ein Abklatschverfahren, das bröckelndes Mauerwerk imitiert. Zudem bewirkt die Kombination der feinen, detailgenauen Pinselarbeit mit „groben“ Werkzeugen (Spachtel, Palettmesser) spannungsreiche Gegensätze von Fläche und Raumtiefe.
OEHRING Erika: Russ Robert, Gebirgsbach nach dem Gewitter, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 158