Kinder im Fenster
Ferdinand Georg Waldmüller (1793 - 1865)
Rahmenmaß 116,5 x 101,8 x 14 cm
Waldmüller hält einen unspektakulären Moment, einen flüchtigen Augenblick mit überzeugender Intensität und Lebensnähe fest. Fröhliche Kinder drängeln sich aus einem dunklen Innenraum ans offene Fenster. Mit freundlichen Augen blicken sie erwartungsvoll direkt auf ihr Gegenüber. Gesteigert wird die im höchsten Grade illusionistische Bildwirkung durch die gleichsam aus dem Bildraum ragende Armbewegung des Buben, der mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Betrachter deutet. Grelles Sonnenlicht und harte Schlagschatten prallen aufeinander.
Der Künstler, der die „... plastische Wiedergabe von Licht und Schatten als Hauptsache ...“ bezeichnet, erreicht mit dem scharf begrenzten Hell-Dunkel eine bestechend realistische Oberflächenwirkung der unterschiedlichen Texturen. Einmal mehr führt Waldmüller die „Pracht des Einfachen“ mit präziser Detailwiedergabe von Rahmen und brüchiger Hauswand vor. Zarte Kletterrosen mildern die Ärmlichkeit des Sujets und spiegeln das blühende Leben. Die Darstellung festtäglich gekleideter Bauernkinder ohne jeglichen sozialkritischen Anspruch ist zur Entstehungszeit ein allgemein beliebtes Bildmotiv. Mit dem Thema Fensterbild, einem klassischen Motiv der europäischen Kunst, setzt sich Waldmüller bereits früher auseinander. Die 1840 entstandene Version „Junge Bäuerin mit drei Kindern im Fenster“ befindet sich in der Neuen Pinakothek München, Inv. Nr. 12.895.
OEHRING Erika: Waldmüller Ferdinand Georg, Kinder im Fenster, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 162