La Rêveuse - Träumende Schäferin
François Boucher (1703 - 1770)
Rahmenmaß 72 x 64 x 7 cm
Schäferszenen – sogenannte Pastorale –, die in Frankreich vor dem 18. Jh. als Genre ausschließlich in literarischer Form existieren, kennzeichnen die französische Malerei unter Ludwig XV. Hervorgegangen sind sie aus den „fêtes galantes“ – den galanten Festen von Antoine Watteau (1684–1721), der die höfische Gesellschaft vergnügt in parkähnlichen Landschaften darstellt, und den „fêtes champêtres“ – den ländlichen Festen von Jean-Baptiste Pater (1695–1736), der Höfisches und Bäuerliches miteinander verbindet.
Erst Boucher schafft qualitätsvolle Pastorale, fixiert gleichsam Normen für das Genre und zeigt idealisierte Szenen aus dem Liebesleben galanter Schäfer und Schäferinnen.
Im Salzburger Bild sitzt eine junge Träumende Schäferin in einer üppigen Vegetation, angelehnt an eine vom grünen Dickicht überwucherte Steinmauer. Die leicht geöffnete Bluse, das tiefe Dekolleté und die geröteten Wangen lassen ihre Gedanken erahnen. Zu bloßen Füßen findet sich ein duftender Blumenkorb. Der Betrachter wird in eine Welt der Glückseligkeit und Idylle entführt. Boucher ist ein Meister schlüpfriger Szenen und spielt mit zahlreichen sinnlichen Reizen: dem hellen Inkarnat der Haut, den geschmeidigen Stoffen, den Farben oder etwa der Ausleuchtung des Gemäldes.
Ein Vergleich mit der seitenverkehrten Grafik des Bildes und einem 1763 datierten Ovalgemälde zeigt, dass das Salzburger Bild in der Spätzeit des Künstlers, nach 1760–um 1763, entstanden ist. König Ludwigs politisch sehr einflussreiche Mätresse Madame de Pompadour (1721–1764) schätzt Boucher als raffinierten Interpreten galanter Szenen. 1765 wird der Künstler zum Premier peintre du roi – zum „Ersten Hofmaler des Königs“ ernannt.
HABERSATTER Thomas: Boucher François, La Rêveuse-Träumende Schäferin, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 116