Männerbildnis

Das "Männerbildnis" steht in der Nachfolge zahlreicher Jünglingsdarstellungen. Trotz individueller Gesichtszüge – möglicherweise stand Jans älterer Bruder Justus Modell (Schnackenburg, 2016, S. 391) – handelt es sich um eine "Tronie", eine Kopf- und Charakterstudie, die als Vorlage für spätere Bildfindungen dienen konnte. 39 Tronien aus der Zeit zwischen 1625 und 1631 sind bis heute von Lievens erhalten geblieben.
Das Dreiviertelprofil ist vor neutralem Hintergrund wiedergegeben. Der Mann wendet den Blick nach rechts und neigt den Kopf leicht nach unten. Die Ausleuchtung erfolgt von hinten, wodurch Teile des Gesichts und der Brustpartie verschattet werden, was im Zusammenspiel mit den erdfarbenen Tönen einerseits der Modellierung des Körpers dient, andererseits den in sich gekehrten seelischen Zustand der Person widerspiegelt. Hier zeigt sich Lievens’ Auseinandersetzung mit den Utrechter Caravaggisten wie auch mit der Malweise Rembrandts.

Habersatter Thomas: Jan Lievens, Männerbildnis, in: Ducke Astrid, Habersatter Thomas (Hrsg./Edi.): von | from 0 auf | to 100. Residenzgalerie Salzburg 1923-2023. Salzburg 2023, S./p. 164-165