Norwegische Landschaft mit Wasserfall
Jacob Isaacksz. van Ruisdael (um/c 1628/1629 - 1682)
Rahmenmaß 114 x 100,2 x 6 cm
Ruisdaels nicht datiertes Gemälde entsteht vermutlich um 1665 und zählt zu einer Serie verwandter Gemälde, die einander sowohl im Aufbau als auch in der Komposition und im Bildformat ähnlich sind.
Das Gemälde ist keine Vedute, keine Darstellung nach der Natur. Ruisdael selbst hat Skandinavien nie gesehen. Es ist anzunehmen, dass er das Motiv der felsigen Landschaft mit Wasserfall von Allart van Everdingen (1621–1675), der 1644 Skandinavien bereiste, übernommen hat. Die hoch oben und steil in die Wolken ragende Burg taucht immer wieder als pittoreskes Motiv in Ruisdaels Gemälden dieser Zeit auf. Anregungen zu diesem Motiv erhält er vermutlich nach 1650, als er, möglicherweise in Begleitung von Nicholas Berchem, die Grafschaft Bentheim in Niedersachsen mit der frühmittelalterlichen Burg besucht.
Ruisdael vereint unterschiedliche Versatzstücke zu einer Bilderfindung und ordnet mit seinen Landschaftsdichtungen, seiner Zeit entsprechend – das Naturvorbild ästhetischen und inhaltlich-allegorischen Prinzipien unter. Ein Bild soll erfreuen und gleichzeitig belehren. Im Zentrum der barocken Weltsicht liegt das in vielen Variationen immer wiederkehrende Motiv der Vanitas. Das rasch fließende herniederstürzende Wasser, das ganze Eichenstämme mit sich reißt, lässt sich als Symbol für die Vergänglichkeit allen irdischen Lebens deuten. Darüber hinaus bietet die Schilderung dramatisch bewegten Wassers eine überaus anspruchsvolle maltechnische Herausforderung.
OEHRING Erika: Ruisdael Jacob Isaacksz. van, Norwegische Landschaft mit Wasserfall, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 56
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Jacob Isaacksz. van Ruisdael
Inv.-Nr. 670