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Poliphilo begegnet der Nymphe Philtronia, Szene aus Francesco Colonnas Hypnerotomachia Poliphili (Erstauflage 1499)

Eustache Le Sueur (1616 - 1655)

Poliphilo begegnet der Nymphe Philtronia, Szene aus Francesco Colonnas Hypnerotomachia Poliphili (Erstauflage 1499)
um 1643
Gemälde
Öl/Leinwand
Bildmaß 97 x 97,8 cm
Rahmenmaß 126 x 125 x 16 cm
281
Derzeit nicht in der Ausstellung
Französischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Le Sueur verdankt seinem Lehrer Vouet seinen ersten großen Auftrag: die Bildserie zu Francesco Colonnas (1433–1527) Renaissanceroman "Hypnerotomachia Poliphili, der Traumliebeskampf des Poliphilos", dem seit der französischen Ausgabe von 1556 unter dem humanistisch gebildeten König Franz I. (1494–1547) ein großer Erfolg beschieden ist (italienische Erstauflage 1499). Von den ehemals zwischen 1636 und 1644 entstandenen und als Vorlage für Tapisserien gedachten acht Gemälden sind heute noch vier erhalten.
Poliphilo träumt von seiner Geliebten Polia, macht sich auf die Suche nach ihr und der sagenumwobenen Liebesinsel Kythera. Unterwegs verirrt er sich, schläft ein und begibt sich im zweiten Traum auf eine abenteuerliche Reise durch verzauberte Wälder, paradiesische Gärten und fantastische Architekturlandschaften, die von allerlei Fabelwesen und Göttern bevölkert sind. Poliphilo begegnet zwei Nymphen, Logistica (Vernunft) und Thelema (Wille). Er erreicht mit ihnen drei in Felsen gehauene Türen, die mit "Gloria Dei" (himmlischer Ruhm), "Gloria mundi" (irdische Ehren) und "Mater amoris" (Liebe) bezeichnet sind. Poliphilo entscheidet sich für die Liebe. Logistica, die ihn nicht mehr umzustimmen vermag, wirft ihre Laute erzürnt auf den Boden und eilt davon.
Genau diese Begebenheit wird im Salzburger Gemälde dargestellt, nur dass Le Sueur die Szene vor klassischer Architektur ansiedelt. Seine Figuren sind voll Anmut, klar umrissen und in bauschende Gewänder mit kräftiger Farbgebung gehüllt – rotorange, blaue und ockergelbe Töne setzen deutliche Akzente.
Poliphilos Wahl führt ihn schließlich zu seiner Geliebten. Auf der Liebesinsel Kythera angekommen, versucht er Polia zu umarmen. Sie entschwindet und alles entpuppt sich als Traum.

HABERSATTER Thomas: Le Sueur Eustache, Poliphilo begegnet der Nymphe Philtronia, Szene aus Francesco Colonnas Hypnerotomachia Poliphili, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 126