Porträt eines jungen Mannes
Rahmenmaß 130,7 x 102,6 x 6 cm
Romako zählt zu den beeindruckendsten und widersprüchlichsten Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Vermutlich entsteht das mit A. Romako Paris signierte Werk 1878 (C. Reiter) während eines wiederholten Aufenthaltes in der französischen Metropole.
Das Bildnis eines dandyhaften Großstadtbürger verrät Romakos Kenntins der französischen Avantgarde - allen voran der Malerei Edouard Manets (1832-1883).
Seine Malerei ist reich an erzählerischen Elementen und Gegenständen, die als Attribute in Beziehung zur dargestellten Person stehen und als mehr oder weniger versteckte Anspielung dienen.
Ein junger Herr im Frack ist mit dem Anzünden einer Zigarette beschäftigt. Die Hände und das Gesicht mit fein ausgeführten Brauen und gepflegtem Oberlippenbart werden von der Flamme des Streichholzes erhellt. Eine rote Krawatte mit Nadel und Manschetten über einem strahlend weißen Hemdkragen und der modische Haaarschnitt vervollständigen die elegante Erscheinung. Über der Krempe eines Zylinderhutes liegen skizzenhaft ausgeführte Handschuhe. Gemeinsam mit Büchern, Kerze und Brief stilllebenartig arramgiert, verweisen die Gegenstände auf den Dargestellten.
In der Verbindung von grafisch akzentuiertem Detailrealismus mit malerisch verschwimmenden Partien, wie den diffusen Hell-Dunkel-Modulationen des Hintergrundes zeigt sich Romakos Handschrift, der in der Verbindung von Genrebild und Porträt den Typus des modernen Großstadtmenschen, des "Flaneurs" aufgreift.
OEHRING Erika: Romako Anton, Porträt eines jungen Mannes, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 156