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Prokris und Cephalus

Andreas Nesselthaler (1748 - 1821)

Prokris und Cephalus
um 1790
Gemälde
Wachs-Harz-Öl/Leinwand
Bildmaß 120 x 85 cm
Rahmenmaß 127 x 90 x 3,4 cm
A. Neßelthaler Fecit (bez. r. u.)
471
Derzeit nicht in der Ausstellung
Österreichischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Prokris und Cephalus und die Wende zum Klassizismus

Andreas Nesselthaler (1748–1821) präsentiert kein hochherrschaftliches Freizeitvergnügen. Seine Inspiration ist die den Metamorphosen des Ovid (Ovid, Metamorphosen VII, 687–756, 794–862) entlehnte Jagdepisode von "Prokris und Cephalus". Eheliche Treue, Eifersucht und Jagdleidenschaft sind Themen der Geschichte, deren dramatisches Ende der Künstler betont undramatisch am Bildvordergrund, umfangen von ruhiger, arkadischer Landschaft, umsetzt. „Aurora, die Göttin der Morgenröte, hat einst Cephalus in den Olymp entführt und ihn, als er sich nach Prokris sehnt, mit dem Hinweis, ihre Treue zu prüfen, zurückgeschickt. Verkleidet bringt er Prokris Standhaftigkeit mit dem Versprechen großer Reichtümer ins Wanken. Als er sich zu erkennen gibt, flieht sie beschämt und enttäuscht über seine List in die Berge zu Diana. Mit einem Jagdhund und einem Speer, der sein Ziel nie fehlt, kehrt sie zu ihrem Gatten zurück. Nach jahrelanger Eintracht entfachen Chephalos Jagdausflüge Prokris Eifersucht. Sie folgt ihm, versteckt sich in einem Gebüsch und wird tödlich getroffen.“
Bildbeherrschend ist der Baum, an dessen Stamm sich die dahinsiechende Prokris stützt. Cephalos zieht soeben seinen unfehlbaren Speer aus ihrer tödlichen Wunde.
Entsprechend Nesselthalers klassizistischer Tendenz zeigt der bleiche Körper der Sterbenden maskuline Züge. Der mächtige Baum des Bildvordergrundes teilt das Gemälde in die von Sonnenlicht erhellte rechte Bildhälfte, deren gestaffelte Landschaftszonen in den Bergen enden, und die linke, die eine durch dunkle Wolken geprägte, düstere Waldlandschaft zeigt und den tödlichen Jagdausgang vorwegnimmt. Handlungsträger sind Bogen und Köcher in der linken unteren Ecke und die Hunde in der nachfolgenden Landschaftsebene. Der Klassizismus der Jahrhundertwende ist darin wie auch in den antikisierenden Zügen der Figuren fassbar. Zudem unterliegt die Gestaltung der Landschaft einem Wandel. Die Bäume im rechten Mittelgrund erinnern an Pinien, vermutlich eine Reminiszenz des Künstlers an seine Zeit in Italien.
Prokris und Cephalus ist eines von ursprünglich 56 Gemälden des enkaustischen Kabinetts, mit dem Nesselthaler von Hieronymus Graf von Colloredo (1732–1812), dem letzten regierenden Fürsterzbischof von Salzburg, beauftragt wurde. Ab 1789 in Salzburg ansässig, stellte der Künstler das Werk 1794 fertig.

Ducke Astrid: Jagddarstellungen. In: Habersatter Thomas, Ducke Astrid (Hrsg.): Natur wird Bild. Österreichische Barocklandschaften. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2021, S. 161-175, Andreas Nesselthaler, Prokris und Cephalus, S. 172, 174, Abb. 80, S. 173

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Salzburg von Osten, um 1800

Andreas Nesselthaler

Inv.-Nr. 46