Regina Sophie Karoline Schider, geb. Kirchdorffer, gen. Lina (1854–1927) in der Tracht des Markgräflerlandes
Rahmenmaß 175,2 x 125 x 6 cm
Das undatierte Bildnis zeigt Lina Schider, geborene Kirchdorffer, Cousine von Wilhelm Leibl (1844-1900) und seit 1872 Ehegattin Fritz Schiders in der oberrheinischen Tracht einer Markgräflerin mit charkateristischer schwarzer Hörnerkappe und dem "weißen Mailänder Halstuch". Der Umstand, dass diese Tracht nur zu hohen Festtagen oder zur Hochzeit getragen wird sowie ein (Verlobungs-)Ring an ihrer linken Hand und ein Strauß mit weißen Rosen lassen eine Entstehungszeit des Bildes um 1872 vermuten.
Dies ist die Zeit, in der Schider mit seiner Malerei Aufsehen erregt. Allen voran mit dem "Chinesischen Turm im englischen Garten" 1873 (Kunstmuseum Basel). In mehreren Fassungen nimmt er impressionistische Tendenzen vorweg. Eine flüssige, skizzenhafte Malweise macht ihn zum fortschrittlichsten Künstler des Leibel-Kreises und zu einem Vorboten des deutschen Impressionismus.
In der Darstellung seiner jungen Frau lässt Schider seinen Sinn für malerische Struktur anklingen und vereint ihn mit Naturtreue und einer am Gegemstand orientierten Malweise.
Die botanisch genaue Wiedergabe verschiedener Blattpflanzen, ebenso des blühenden Oleanders, der Kapuzinerkresse und der im Korb gesammelten Bohnen bildet in ihrer meisterhaften Feinmalerei einen dezenten Kontrast zur fleckenhaften Umsetzung der Bekleidung und der großen hellen Wandfläche im Hintergrund. Dies Richtung verfolgt er jedoch nicht weiter.
Zunehmend legt er auf eine besonders genaue und ausführliche Wiedergabe Wert und kehrt in seinem späteren Werk zu einer insgesamt traditionellen feinmalerischen Auffassung zurück.
OEHRING Erika: Schider Fritz, Regina Sophie Karoline Schider, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 160