Seelandschaft mit Segler links

Beladen mit Fracht und Passagieren überqueren in diesen nach 1650 entstandenen Pendants Ruderboote und „Smalschipe“ bei voller Besegelung einen Kanal.
Ruysdael erfasst die Atmosphäre der feuchten Seeluft mittels gedämpfter Tonwerte von Blau und Grau, belebt und aufgehellt mit Weiß in Richtung monochromer Stimmungsmalerei. Einen lebhaften roten Farbakzent setzt die am Masttop flatternde Fahne in der Seelandschaft mit Segler links. Der in leicht verunklärendes Licht getauchte Hintergrund und die weit nach unten gesenkten Wolkenformationen verleihen dem Bildraum Weite. Das spiegelbildlich angelegte Bilderpaar ist szenisch variiert. Hier ein gelbgrüner Uferstreifen mit Rindern, dort die Silhouette einer Stadt mit Kirchturm und Windmühle, davor im Bildmittelgrund das große Rad eines „Overtoom“, einer Rollbrücke.
Beim Publikum sehr geschätzte schiffstechnische Details wie die Takelage der im Binnengewässer verwendeten „Smalschipe“ mit Seitenschwertern, Mast und Sprietsegel sind sorgfältig wiedergegeben. Ruysdael meidet in seiner differenzierenden Formgebung Dramatik und heftige Naturschauspiele. „Klare Ruhe“ kennzeichnet seine ausgewogenen Kompositionen von See- und Flussansichten, die nicht der Marinemalerei zugeordnet werden.
Mit Jan van Goyen entwickelt er das neue Landschaftsbild ohne mythologische oder historische Szenen zugunsten der Darstellung von Licht, Raum und stimmungsvoller Atmosphäre.

OEHRING Erika: Ruysdael Salomon van, Seelandschaft mit Segler rechts, Seelandschaft mit Segler links, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 58