Selbstbildnis im Fenster
Gerrit (Gerard) Dou (1613 - 1675)
Rahmenmaß 34,8 x 29,4 x 5,5 cm
Höchste Anerkennung ist dem Künstler gewiss, wenn er die Kunst der perfekten Wiedergabe beherrscht. Der Genre-, Bildnis- und Historienmaler ist der bedeutendste Vertreter der Leidse fijnschilders/ Leidener Feinmaler. Das kleinformatige Gemälde ist ein hervorragendes Beispiel seiner exquisiten Malerei. Für die sorgfältige Ausführung der unterschiedlichen Stofflichkeiten verwendet Dou vermutlich ein Vergrößerungsglas, oder wie Joachim von Sandrart (1606–1688) berichtet, die „Hülf der Augengläser“.
Das Selbstbildnis im Fenster ist eines von insgesamt acht Selbstporträts. Attribute wie Globus, Buch und Säule verweisen auf gesellschaftlichen Status und Gelehrsamkeit. Dou reflektiert hier sein Selbstverständnis als gelehrter Künstler, dem humanistischen Ideal des gelehrten Malers als pictor doctus entsprechend.
Auf einer Staffelei im Hintergrund lehnt ein in Arbeit befindliches Gemälde unter einem aufgespannten Schirm. Dieser schützt die Arbeit vor herabrieselndem Staub.
Mitte der 1640er-Jahre führt Dou das Rahmenmotiv in die holländische Genremalerei ein. Der steinerne Fensterbogen bildet eine optische Barriere zwischen Bildraum und Betrachter und dient der Anspielung auf zwei Wirklichkeitsebenen. Selbst die Signatur unterstreicht den illusionistischen Charakter.
Nachtstücke – die Darstellungen künstlicher Lichtquellen wie Kerze, Fackel und Feuersbrunst, werden in der holländischen Malerei nach 1650 zu einer beliebten Bildgattung und für die Künstler zu einer bevorzugten maltechnischen Herausforderung.
Vom Kerzenlicht erhellte Bereiche, Dunkelheit und effektvolle Schatten schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre und betonen den entscheidenden Moment, den das Kartenspiel erreicht hat.
OEHRING Erika: Dou Gerrit (Gerard), Selbstbildnis im Fenster, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 40