Stillleben, Frühstück mit Champagnerglas und Pfeife
Jan Davidsz. de Heem (1606 - 1683/84)
Rahmenmaß 63,6 x 75,5 x 6,4 cm
"Nicht hoe veel, maar hoe eel/Nicht wie viel, sondern wie edel" – das von Jan gerne verwendete Sprichwort findet in diesem vermutlich in Antwerpen entstandenen "Banketje" (Frühstück, leichte Mahlzeit) Gültigkeit. In zeitraubender Feinmalerei erfasst der Meister die Textur der wie zufällig angeordneten Gegenstände. Glanzlichter steigern die Illusion und lassen die überreifen Trauben plastisch hervortreten. Charakteristisch für seine Zeit ist das Gemälde reich an symbolischen und emblematischen Bedeutungen. Die glimmende Lunte steht wie die erloschene Pfeife und der umgestürzte "roemer" im Dienste des barocken Vanitasgedankens: Mensch bedenke, du bist vergänglich! Die Vielschichtigkeit der Bedeutungen reicht bis hin zur Eucharistie mit gebrochenem Brot, Weintrauben und Wein im venezianischen Champagnerglas, den Symbolen für den christlichen Erlösungsgedanken.
Der erotische Aspekt, der einer aphrodisierenden Wirkung der Austernmahlzeit mit Zitrone innewohnt, verdeutlicht die vielfältige Symbolik der Objekte.
Dennoch ist die exotische Zitrusfrucht ein konstantes Element der niederländischen Stilllebenmalerei des 17. Jh.s, mehr als ein Symbol der Mäßigung (Würzen des süßen Weins). Mit ihrer bravourös imitierten großporigen Schale, die sich in kunstvollen Spiralen vom weißen Fruchtfleisch löst, verweist die „Lieblingsfrucht“ der Künstler auf die in Holland nach 1630 verbreitete Praxis, die innere Struktur der Objekte bloßzulegen und wie durch ein Vergrößerungsglas wiederzugeben.
Diese Tendenz zur „mikroskopischen Auffächerung“ (S. Alpers) verdeutlicht die Rolle der Naturforschung für die Malerei in einem Land, in dem bereits 1615 das Mikroskop verwendet wird.
OEHRING Erika: Heem Jan Davidsz. de, Stillleben, Frühstück mit Champagnerglas und Pfeife, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 44