Stillleben mit Austern, Zitronen und Trauben
Cornelis de Heem (1631 - 1695)
Rahmenmaß 52,5 x 62,5 x 4,8 cm
Das "Stillleben mit Austern, Zitronen und Trauben" erinnert als seitenverkehrte Abwandlung an die Arbeit des Vaters (Residenzgalerie Salzburg, Inv.-Nr. 562). Beide wählen ein relativ kleines Format, obwohl speziell Jan in großen, repräsentativen Arrangements prunkvolles Tafelgeschirr, Früchte und Austern versammelt.
Leichte Aufsicht und die geschälte Zitrone erinnern an den Vater. Bei gemengt dem Wein ist ihr saurer Saft Mahnung an die Mäßigung/Temperantia. Die überrealistische Wiedergabe der Haut lässt an die Verwendung eines Mikroskops denken. Außerhalb ihrer Saison ist die kostbare, exotische Frucht stellvertretend in Mahlzeitstillleben/"banketjes" zu sehen.
Freude am sinnlichen Schauen und religiöse Gelehrsamkeit begegnen einander. Neben Weintrauben sind Edelkastanie, Haselnüsse und Oliven Christussymbole. Das Fensterkreuz spiegelt sich auf der Himmelsfrucht Kirsche, den Trauben und dem glänzenden Tafelgeschirr, dessen Metall im Widerschein der Farben von Trauben, Kirschen und Zitrone erstrahlt. Entsprechend dem barocken Vanitas-Gedanken greift der Pomeranzenzweig das Werden und Vergehen auf, indem er die Entwicklung von der Blüte zur reifen Frucht zeigt. Reizvoll ist das Pentimenti – eine Übermalung zweier Kirschen – neben der am Zinnteller liegenden Auster.
Kräftige flämische Farben kennzeichnen Cornelis Stil. Seine Lichtregie harter dunkler Schlagschatten unterscheidet sich klar von der weichen Lichtwirkung des Vaters, bei dem der Hintergrund ein sanfter Übergang von Graubraun in den dunklen Schatten ist. Auf der linken, vom metallisch blauen Tafeltuch freigelassenen Tischkante, ist Cornelis Signatur zu lesen.
DUCKE Astrid: Heem Cornelis de, Stillleben mit Austern, Zitronen und Trauben, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 78