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Viehaustrieb am Morgen

Paulus Potter (1625 - 1654)

Viehaustrieb am Morgen
1647
Gemälde
Öl/Eichenholz
Bildmaß 38,5 x 50 cm
Rahmenmaß 55,6 x 66,8 x 6,4 cm
Paulus Potter. F. 1647 (bez. r. u.)
548
Derzeit nicht in der Ausstellung
Holländischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Das Gemälde aus der ehemals altösterreichischen Adelssammlung Czernin ist das einzige des Meisters in einer öffentlichen österreichischen Sammlung. Die Art und Weise, in welcher der erst 22- jährige Potter das Frühlingslicht zum eigentlichen Bildthema macht, sucht in der Landschaftsmalerei der Zeit ihresgleichen. Brüllend drängt eine Kuh aus der Dunkelheit hinaus ins Freie, so als ob sie die Frühlingssonne begrüßen wollte. Die hinter dem Stall aufgehende Sonne erhellt den tiefen Bildraum. Die Silhouette des im Gegenlicht befindlichen Tieres akzentuiert den Schnittpunkt der diagonal angelegten Licht- und Schattenzone. Eine im gleißenden Licht stehende Kuh lenkt den Blick der Betrachter in die Ferne mit kaum auszumachenden Rindern und der Silhouette einer Stadt. Ein Beispiel für Potters genaue Beobachtung ist das rosige, beinahe durchscheinende Ohr des Tieres. Studien nach der Natur führt er in seinen mit wenigen Ausnahmen kleinformatigen Gemälden mit größter Präzision aus.
Auf den Bäumen zeigen sich erste Knospen. Zarte Cirruswölkchen gleiten über den hohen Himmel. Die Freude und Erbauung beim Betrachten ist verbunden mit dem calvinistischen Grundsatz: Tot lering en vermaak/ um zu belehren und zu gefallen. Dieses Gebot prägt die holländische Malerei. So könnte die Darstellung der verwahrlosten, wild gestikulierenden Figuren bei den Schweinen die moralisierende Botschaft enthalten, fleißig zu sein und das Tagwerk rechtzeitig zu beginnen.
Das Publikum schätzt Potters effektvolle Lichtinszenierungen und Tierbilder. Sie sind der Blick auf das eigene gelobte Land mit Viehzucht und Milchwirtschaft als Quellen nationalen Wohlstands.

OEHRING Erika: Potter Paulus, Viehaustrieb am Morgen, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 52