Segelboote im Gewittersturm

Dunkel türmen sich Wolken vor den von Sonnenlicht erhellten Himmel. Sie beherrschen gut zwei Drittel der stürmischen Meereslandschaft. Unweit der Küstenlinie, an der eine Stadt auszumachen ist, liegen Segelboote im Gewittersturm. Möwen begleiten die Schiffe und verlieren sich in den grau-, blau- und braunen Wolkenbergen. Vom Wind aufgepeitschte Wellen tosen in weiß aufschäumender Gischt über die See. Delfine tummeln sich zwischen den Schiffen, deren Besatzungen der Naturgewalt standzuhalten suchen.
Die seitlich angebrachten Schwerter verraten die eingeschränkte Hochseetauglichkeit der beiden Schiffe im Bildvordergrund. Bonaventura I. schildert demnach eine Begebenheit der Binnen- bzw. Küstenschifffahrt, für deren flaches Gewässer diese Bauart ausgelegt ist.
Die massive Kraft des Sturms ist am mittleren Schiff abzulesen. Vom Heck führt ein gespanntes Seil ins Meer. Vermutlich unterstützt der Treibanker die Mannschaft in ihrem Versuch, den Großmast aufzurichten.
Ein in der aufgewühlten See treibendes Holzstück trägt das von Bonaventura I. gerne verwendete Monogramm mit der Jahreszahl 1647. Handelt es sich um ein im Sturm abgebrochenes Stück eines Schiffes oder um Treibgut?
Charakteristisch für den Stil des Künstlers sind die durch die dunklen Wolken brechenden hellen Sonnenstrahlen. Sie leuchten die wogenden Wellen im linken Bildvordergrund und das Segelschiff vor der Stadt aus. Sonnenstrahlen und Schattenzonen kontrastieren in stimmungsvollem Hell-Dunkel.
Erdtöne bestimmen das gewaltige Geschehen. Wie ein Hoffnungsschimmer in der düsteren See zeichnet sich hinter den graublauen, rosa-, lilaund gelb-schattierten Wolken ein lichter Himmel ab.

DUCKE Astrid: Peeters Bonaventura I., Segelboote im Gewittersturm, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 82