Wie Martin Luthers Freund und Wegbegleiter Abt von St. Peter wurde
Der aus einem sächsischen Adelsgeschlecht stammende Johann von Staupitz wurde um 1468 in Motterwitz geborenen. Einen Teil seiner Kindheit soll er im kursächsischen Schloss Torgau verbracht haben, wo er den späteren Kurfürsten Friedrich III. kennengelernt haben dürfte. Nach dem Studium in Köln und Leipzig trat er 1490 in den Orden der Augustiner-Eremiten in München ein. 1497 immatrikulierte Staupitz an der Universität Tübingen, wo er auch Prior des dortigen Klosters wurde. Am 7. Juli 1500 promovierte er zum Doktor der Theologie.
Auf Bitte des Kurfürsten Friedrich III. übernahm Staupitz 1502 das Amt des ersten Dekans der theologischen Fakultät der neugegründeten Universität in Wittenberg. Ein Jahr darauf wurde Staupitz zum Generalvikar aller reformierten Augustinerklöster Deutschlands gewählt (er übte dieses Amt bis 1520 aus), was eine ausgedehnte Reisetätigkeit nach sich zog. 1512 legte er seine Professur zurück, sein Nachfolger wurde sein Schützling, der junge Martin Luther. Staupitz selbst hielt sich danach vorwiegend in Nürnberg und München sowie in Salzburg auf, wo er in der Stadtpfarrkirche (der heutigen Franziskanerkirche), in St. Peter und im Dom als Prediger tätig war.
1522 wechselte Staupitz in den Benediktinerorden, legte am 1. August 1522 die Profess ab und wurde tags darauf zum Abt von St. Peter gewählt. Nach nur zweieinhalbjähriger Amtszeit starb Johann von Staupitz am 28. Dezember 1524. Sein Grab befindet sich in der Marienkapelle der Erzabtei.
Doctor Staupitz, den ich rühmen muss…,
schrieb Martin Luther einst über seinen Lehrer, Ordensvorgesetzten, Freund, Mentor und Beichtvater Johann von Staupitz. Dessen Bezug zu Salzburg entspann sich über die Freundschaft mit Erzbischof Leonhard von Keutschach und dessen Nachfolger, Matthäus Lang von Wellenburg. Staupitz war einer der wesentlichen Träger der Reformation auf theologischer Ebene, stand Luther sehr nahe, war sein Impulsgeber und ihm bis zuletzt in Hochachtung zugetan.
Martin Luther selbst bekräftigte immer wieder die große Bedeutung, die Staupitz für ihn hatte. Er stand mit ihm bis zu dessen Tod in regem Briefwechsel. In seinen Tischreden und Briefen ist rund 120mal von Staupitz die Rede, hier finden sich Sätze wie: „Von Erasmus (von Rotterdam) habe ich nichts. Ich habe all mein Ding von Dr. Staupitz: der hat mir den Anstoß gegeben.“ Oder: „Hätte mir Dr. Staupitz oder vielmehr Gott durch Dr. Staupitz aus den Anfechtungen nicht herausgeholfen, so wäre ich darinnen ersoffen und längst in der Hölle.“ Am 3. Oktober schrieb Luther an den in Salzburg weilenden Staupitz: „Ihr verlasset mich gar zu sehr. Ich bin über Euch heute so betrübt gewesen, wie ein entwöhntes Kind über seine Mutter […] Diese Nacht hat mir von Euch geträumt. Es war, als wenn Ihr von mir Abschied nähmt. Da habe ich bitterlich geweint und gewehklagt. Da hobt Ihr die Hand auf und sagtet: Ich sollte stille sein. Ihr wolltet bald wieder zu mir kommen…“
Das Museum St. Peter erinnert anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 mit Grafiken aus dem Bestand der Erzabtei St. Peter an diesen berühmten und bedeutenden 62. Abt der Benediktinerabtei. Unter den Exponaten befindet sich auch die Professurkunde vom 1. August 1522, die Johann von Staupitz eigenhändig geschrieben hat. Sie enthält neben der Professformel Staupitz‘ Wappen mit dem Jagdhorn. Zudem ist ein Ölgemälde zu sehen, das erst kürzlich im Kloster Mülln wieder entdeckt wurde. Es nimmt Bezug auf das einzige bekannte authentische Porträt von Johann von Staupitz aus St. Petrischen Besitz.
Im Zuge des Reformationsjubiläums gab es im Benediktinerstift St. Peter auch eine Tagung unter dem Titel „Reform oder Reformation?“ statt. Hier finden Sie den Link zum Bericht darüber.
Johannes IV. Staupitz, 17. Jhd.
Barocke Kopie eines unbekannten Malers des Porträts der Cranach-Schule
© Stadtpfarrkirche Mülln