Holzschnitt aus den deutschen Predigten von Johann Geiler von Kaysersberg, gedruckt 1508 in Augsburg.

Die Ausstellung des Museum St. Peter «Vedi Napoli e poi muori  – Grand Tour der Mönche» dokumentiert die Italienreisen von Benediktinermönchen vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart.

Durch die Zusammenarbeit der Erzabtei St. Peter mit dem Stiftsarchiv St. Gallen und dem Kloster Einsiedeln sowie weiteren Klöstern und Institutionen kann die benediktinische Reisekultur erstmals in einer umfassenden Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Hochkarätige Exponate aus 1200 Jahren ermöglichen den Blick auf die Motivation, die Routen und die Ziele der reisenden Mönche.

Zu deren wichtigsten Reisezielen gehörte seit dem Frühmittelalter Italien, wobei die Stadt Rom nicht nur wegen der Apostelgräber, sondern auch als Sitz des Papsts eine besondere Stellung einnahm. Noch im Hoch- und Spätmittelalter wurde Rom als caput mundi
– als „Haupt der Welt“ – bezeichnet. Die Benediktiner interessierten sich aber nicht nur für Rom. Viele von ihnen reisten über die Alpen, um an einer der damals führenden italienischen Universitäten zu studieren.

Solche Studienaufenthalte weiteten sich vor allem in der Barockzeit zu großen Bildungsreisen aus: zur Grand Tour. Die Mönche verbrachten bisweilen mehrere Jahre in Italien und besuchten in dieser Zeit alle kulturellen und religiösen Zentren – von Mailand über Florenz, Loreto und Rom bis nach Neapel. Im Auftrag ihres Abts knüpften und pflegten sie Kontakte, kauften Bücher und Kunstgegenstände.

Reisende Benediktinermönche gehörten damit während Jahrhunderten zu den wichtigsten Vermittlern der italienischen Kultur nördlich der Alpen. Die feinsinnigen Mönche interessierten sich auch für die Lebensumstände der italienischen Bevölkerung.

So war es ein Benediktiner aus St. Gallen, der auf seiner Grand Tour im Jahr 1700 als Erster das berühmte Diktum „Vedi Napoli e poi muori“ in seinem Reisetagebuch festhielt. Er hatte den Einheimischen genau zugehört und konnte das Sprichwort in seinem ursprünglichen Wortlaut wiedergeben: Magna bruocoli (sic), vedi Napoli e poi muori, ben’mio! – Broccoli essen, Neapel sehen, und dann sterben, mein Lieber!

 

 

KURATOR_INNEN

Mag. Sonja Führer, Dr. Gerald Hirtner, Mag. Wolfgang Wanko

 

KURATORENFÜHRUNGEN

Donnerstag, 18. Februar, 10.30 Uhr
Samstag, 5. März, 14 Uhr
Samstag, 23. April, 10.30 Uhr

Treffpunkt: Nordoratorium

 

VORTRÄGE

Donnerstag, 25. Februar 2016, 17 Uhr (Dieter Richter, Bremen)
Donnerstag, 7.April 2016, 17 Uhr (Peter Erhart, Stiftsarchiv St. Gallen)
Erzabtei St. Peter, Romanischer Saal

 

BILD
Der Holzschnitt stammt aus den deutschen Predigten von Johann Geiler von Kaysersberg, gedruckt 1508 in Augsburg.
Fotonachweis: Bibliothek der Erzabtei St. Peter, Sig. 16737